Ammer-Amper Radweg
Der Ammer-Amper Radweg – für uns auf den ersten Blick eine Familienradwanderung in vier Etappen mit vielen Interessanten Sehenswürdigkeiten auf der Route. Nicht all zu weit entfernt von unserem zu Hause. 202 Kilometer mit wenig Steigungen vom Alpenvorland bis Moosburg nördlich von München. Ideal für das verlängerte Wochenende im August. Eine ausführliche Beschreibung mit GPX-Tracks findet man unter hier. Charakter überwiegend Teerstraße oder Schotterweg.
GPX-Tracks zum Download über gpsies oder direkt von der Homepage hier unter der Kartendarstellung:
Etappe 1 – Ammerquellen bei Ettal (bzw. Bahnhof Oberau) bis Peiting 50 km / 700 Hm (Distanz und Höhenanhabe von Bhf. Oberau) – download-gpx über gpsies
Etappe 2 – Peiting bis Schondorf am Ammersee 65 km / 400 Hm – download-gpx über gpsies
Etappe 3 – Schondorf am Ammersee bis Dachau 59 km /390 Hm – download-gpx über gpsies
Etappe 4 – Dachau bis Moosburg 66 km / 370 Hm – download-gpx über gpsies
Tag 1 – Oberau – Ettal – Peiting 50 km (15.08.2019)
Die Anfahrt zum Treffpunkt in Oberau bei Garmisch-Partenkirchen mit der Deutschen Bahn verspricht ein Abenteuer.
Detlev und Tochter Laura bleiben schon im ersten Zug mit 40 min Verspätung hängen. Oberau vom Durchgangsverkehr geplagt versprüht auch neben den Hauptverkehrsstraßen wenig Charm. Das Bahnhofsgebäude leer stehend völlig herunter gekommen mit Dönerbude davor. Ich bin froh als Detlev und Tochter Laura mit einer Stunde Verspätung um Viertel vor zwei eintreffen.
Ja wir starten erst am Nachmittag – die Reiseleitung lag dieses Mal nicht bei mir.
Über die Alte Ettaler Straße, ein grober Schotterweg fahren, oder schieben wir den Berg von Oberau in Richtung Kloster Ettal hinauf. Der geschichtsträchtige Weg als einzige Verbindung zwischen Ettal und dem Loisachtal spielte in Kriegszeiten und bei Plünderungen des Klosters eine bedeutende Rolle.
Noch im Anstieg beginnt es zu regnen. Nach einer Dreiviertelstunde stehen im Klosterhof von Kloster Ettal.
Beeindruckend auch die mit viel Gold und Wandmalerei ausgekleidete Basilika.
In mir macht sich aber auch ein beklemmendes Gefühl breit was wohl über Jahrzehnte genau hier hinter diesen Mauern mit den Kindern und Jugendlichen des Jungen Internats im Kloster Ettal geschah. Es läuft mir kalt den Rücken hinunter, als ich den Bericht von 2014 der Süddeutschen Zeitung lese. Wir verlassen das Kloster mit gemischten Gefühlen. Es regnet immer stärker. Am offiziellen Startpunkt des Ammer-Amper-Radwegs ist es von oben und von unten nass.
Ab jetzt folgen wir der Ammer Richtung Oberammergau.
Pünktlich zur Besichtigung der Lüftlmalerei (eine Form der Fassadenmalerei) in Oberammergau kommt die Sonne raus.
Der Ammer-Amper-Weg führt durch Unterammergau, Altenau weiter zum Forsthaus Unternogg. Im Forsthaus Unternogg kehren wir eine. Der Kaiserschmarrn ist frisch und sehr lecker. Leider wurde das Servicekonzept auf Selbstbedienumg umgestellt. Gefühlt ist das Konzept wie Tank und Rast in den Bergen.
Jetzt öffnet der Himmel alle Schleusen. Es besteht keine Möglichkeit zum Weiterfahren. Als der Regen etwas nachlässt fahren wir um halb sieben weiter.
Der führt nicht mehr an der tief ins Gelände eingeschnittenen Ammer entlang, sondern über eine Nebenstraße bis zur Abzweigung auf die Schönegger Käsealm. Der kleine Anstieg zur Alm lohnt sich doppelt. Einmal wegen der tollen Rundumsicht vom Hohen Peißenberg bis zum Kofel bei Oberammergau und wegen der leckeren Käsespezialitäten.
Das Kloster Rottenbuch ist die nächste Station. Nachdem am Kloster Ettal nicht einmal die menschliche Notdurft ohne monitäre Abgabe entrichtet werden darf, waren wir von dem kostenlosen und sauberen Örtchen des Klosters Rottenbuch überrascht.
Der weitere Verlauf des Radweges orientiert sich an der Bundesstraße.
Jetzt hat Detlev auch erkannt das seine reservierte Unterkunft zwar 3 Kilometer vor Peiting liegt, aber unsere Wegstrecke nicht wie geplant verkürzt, sondern um 4 Kilometer verlängert. Die Unterkunft liegt leider auf der anderen Seite des Bergrückens. Macht nix – vor dem dritten Regen erreichen wir die Pension Dietl.
Siebziger Jahre Stil, sauber, nette Wirtin. Zum Glück gibt es gleich neben an den Gasthof Lamprecht, bei dem wir noch ein leckeres Abendessen bekommen. Bei dieser ersten Etappe zeigt sich schon, dass die Streckenführung sich hauptsächlich an Teerstraßen und Schotterwegen orientiert.
Tag 2 – Peiting – Schondorf (Ammersee) 65 km (16.08.2019)
Klassisches Frühstück mit achtziger Jahre Musi. Die Sonne scheint und der Himmel verspricht einen trockenen Tag. Wir rollen wieder die 4 km zurück auf den Ammer-Amper-Radweg queren die B472 und biegen vor Peiting nach rechts in Richtung Ammer ab.
Über einen wunderschönen Schotterweg geht es hinunter zur Ammer, vorbei an einem Forsthaus und dann am Ufer entlang. Der Pegel ist durch den Regen höher als normal. Wir nutzen die ersten Sonnenstrahlen zu einer Pause am Ammerufer.
Der Weg führt jetzt stets auf dem Damm am Ammerufer entlang bis wir kurz vor Weilheim das Ufer nach Osten verlassen und in das Klosterdörfchen Polling einfahren.
An die Klosterkirche schließt sich ein lauschiger, von einem Bächlein durchflossener, unaufgeregter Klosterhof. Im Hauptgebäude finden wir die kleine Klosterbäckerei. Bei Betreten wird fühlt man sich wie bei einer Zeitreise 40 Jahre zurück. Die alte Waage, die Brotregale und der leckere hausgemachte Kuchen.
Die Verkäuferin kommt ursprünglich aus England und arbeitet in dem hübschen Laden schon seit über 20 Jahren. Den Kuchen bekommen wir auf einem original Klosterbäckerei-Teller. Er schmeckt fantastisch und ist jedem Besucher zu empfehlen. Der Abstecher zum Kloster Polling lohnt sich wirklich, nicht nur der urigen Atmosphäre wegen, sondern auch wegen den im Vergleich zum Kloster Ettal kostenlosen Toiletten.
Der Gegensatz zum idyllischen Polling ist das geschäftige Weilheim. Hier treffen wir wieder auf die Ammer, welche sich über kleine Stromschnellen den Weg in Richtung Ammersee sucht.
Auch wir folgen stets der Ammer bis links von uns die großen Parabolspiegel der Erdfunkstelle Raisting auftauchen.
Der Ammersee rückt immer näher. Für ein erstes Bad ist die Promenade in Dießen zu stark frequentiert.
Aber schon 300 m weiter erreichen wir einen versteckten Badeplatz. Nach der ausgiebigen Badepause geht es stets am See und den unzähligen unbezahlbaren Villen vorbei. Direkt am Campingplatz Utting gibt es einen großzügigen, öffentlichen und kiesigen Badestrand. In der späten Mittagsonne nehmen wir noch ein Bad und radl’n dann die letzten vier Kilometer weiter nach Schondorf. Im Strandbad Forster geniesen wir die herrliche Abendstimmung am Steg.
Zu unserer Unterkunft Gasthof Drexl sind es nur noch 1,2 km. Der Gasthof hat wie viwle andere Unterkunft deutlichen Renovierungsrückstand. Hier wird mit einfachen Zimmern und Etagenbad versucht, die Gastronomieeinnahmen etwas auf zu peppen. Ein Highlight ist die Duschkabine mitten in unserem Zimmer. Wir sind froh das es die Dusche ist und nicht die Toilette. Der Tag klingt bei einem Bier auf der Terasse aus.
Tag 3 – Schondorf – Dachau 58 km (17.08.2019)
Es gibt glaube ich nichts schöneres als morgens um Neun bei Sonnenschein im Ammersee zu schwimmen. Ich geniese die Zeit im türkis grünen Wasser.
Der Weg führt durch den mit Kunstwerken gespickten Wald bis ans Ende des Sees. Eine ganz interessante Darstellung sind die riesigen Holz-Wäschklammern.
Nach etwa einer Viertelstunde verlassen wir den Ammersee in Richtung Norden. Über kleine Dörfer führt uns der Weg nach Grafrath. Dort treffen wir erstmals auf die Amper, dem Abfluss des Ammersees. An der Brücke in Grafrath steigen die Schlauchboot und Kajakfahrer in den Fluß ein.
Der führt noch kurz an der schnell fliesenden Amper entlang bis er dann durch die Auen in Richtung Fürstenfeldbruck weiter verläuft.
Noch bevor man Fürstenfeldbruck erblickt erreicht man das Kloster Fürstenfeld. Die Klosterkirche St. Maria mit ihrer hohen Frontseite ist innen wie außen beeindruckend.
Ein Blick in die Klosterkirche lohnt, wie auch ein Besuch des Klosterstüberls.
Die Windbeutel haben uns sehr gut gescheckt und sind absolut empfehlenswert. Das Kulturprogramm ist für heute abgeschlossen und wir nehmen Kurs auf das Pucher Meer. Ein Badesee in einer ehemaligen Kiesgrube, welche zum Naherholungsgebiet ausgebaut wurde. Das Pucher Meer liegt nicht direkt an der Route, doch für die Aussicht auf eine Abkühlung nehmen wir zwei Kilometer Umweg in Kauf. Das Wasser glasklar und nicht zu kalt – nach fünf Minuten sind wir alle im Wasser. Wer auf der heutigen Etappe eine Abkühlung sucht, und ein paar Meter schwimmen möchte kann dies nicht nur zu Beginn am Ammersee tun, sondern auch hier am Pucher Meer bei einer kleinen Rast.
Wir satteln die Räder und fahren zurück nach Fürstenfeldbruck. Die Route führt meist etwas entfernt von der Amper durch die Flussauen auf ebenem Weg in Richtung Dachau.
Ja – der Weg hat so gut wie keine Steigungen, was ihn als Familientour auszeichnet. Interessant ist auch das die Wegmarkierung als Ammer-Amper-Radweg ab Fürstenfeldbruck durchgängig markiert ist. Vor Fürstenfeldbruck waren nur sporadisch ein oder zwei Hinweisschilder zu sehen.
Etwa fünf Kilometer vor Dachau führt der Ammer-Amper-Radweg wieder durch wunderschöne Landschaft direkt am Wasser entlang. Wer die Route nach unseren aufgezeichneten GPX-Tracks fährt kommt noch am ein oder anderen lauschigen Plätzchen und schmalen Pfad an der Amper vorbei.
Plötzlich stehen wir mitten in Dachau an der Amper-Brücke. Die Altstadt mit dem Schloss Dachau liegt auf dem Schloßberg oberhalb der Stadt.
Heute trägt in Dachau jeder Tracht – es ist Volksfest und es liegt ein Duft von Bratwurst und gebrannten Mandeln in der Luft. Die Höhenmeter in die Altstadt und zum Schloss kosten noch ein paar Schweißperlen, die sich aber lohnen. Von der Schloßterasse hat man einen grandiosen Blick auf München und die dahinter liegenden Alpen. Der Schlossgarten ist geöffnet und ein Besuch wert.
Den Wasserturm neben dem Schloss kann man wegen der Kunstausstellung gerne besteigen, aber nicht wegen der Aussicht – diese ist an anderer Stelle deutlich besser. Gerne würden wir noch ein paar Kilometer weiter fahren um morgen bei der letzten Etappe die noch verbleibenden 70 km etwas zu reduzieren. Leider gibt es nach Dachau der Amper entlang nur noch sehr wenige Unterkünfte und diese sind heute am Samstag leider bereits ausgebucht. In Dachau kommen wir im Hotel Drei Löwen unter. Einfache, saubere Zimmer, ein netter Wirt und nur acht Minuten zu Fuß vom Zentrum, der Volksfestwies’n entfernt. Ein leckere Pizza bekommt kann man in der Pizzeria Mama Rosa essen, wenn auch das Ambiente an der gut befahrenen Straße nicht gerade idyllisch ist. Die 58 km waren heute eine Kleinigkeit und wir haben noch Energie für den Besuch der Dachauer Wies’n.
Wer hätte das gedacht das wir heute noch ins Riesenrad steigen. Sagenhafter Blick von oben auf das Treiben.
Tag 4 – Dachau – Moosburg 70 km (18.08.2019)
Für heute haben wir uns einiges vorgenommen. Bis nach Moosburg verbleiben noch 70 km unter der Prämisse den Zug um 15:00 Uhr bzw. 15:40 nach München zu erreichen. Das Frühstück im Hotel Drei Löwen ist erstklassig. Gestärkt mit Spiegelei, Müsli und frischen Früchten steigen wir wieder auf die Räder. Der Hintern schmerzt bereits ein wenig, doch es hilft nichts. Kurz hinter Dachau erreichen wir nach einer Viertelstunde die KZ-Gedenkstätte Dachau. Es ist Sonntag 8:30 Uhr und ein Tor steht offen. Wir sind die ersten Besucher und stehen verlassen auf dem durch die Mauern und Stacheldraht eingefassten Gelände.
Unbegreiflich, bedrückend wirkt der Ort mit seiner grausamen Vergangenheit. Nachdenklich lese ich einige der Informationstafeln und es gibt keine Antwort warum Menschen Menschen so etwas antun können. Als wir einen Blick in eine der Baracken werfen, erhalten wir den Hinweis das das Gelände noch nicht geöffnet hat und Fahrräder nicht im Gelände geschoben werden dürfen. Alles klar – wir verlassen die Gedenkstätte am Seitenausgang und kehren zurück auf den Ammer-Amper-Radweg. Perfekt ausgeschildert führt Weg, selten am Ufer jedoch immer in Sichtweite der Amper in Richtung Allershausen. Heute soll es 35 Grad geben und die Sonne gibt schon richtig Gas. Kurz vor Allersberg am Kranzbergerweiher legen wir eine Pause ein. Baden wäre möglich, doch in Anbetracht das wir gegen 15:00 Uhr in Moosburg sein wollen, fällt das Baden aus. Nach Allershausen liegt am Wegesrand genau zur richtigen Zeit eine Milchtankstelle, die auch Mineralwasser anbietet.
Kurzer Tankstop und weiter geht die Fahrt über viele kleine Dörfer, vorbei an Wiesen und Feldern. Mit Rückenwind und einer temperatur deutöich über 30 Grad erreichen wir um 13:30 Uhr Moosburg an der Isar. Kurz nach dem Moosburgerfluggelände mündet die Amper in die Isar.
Genau an dieser Stelle ist der Reiterhof und die die Gastwirtschaft Zur Kutschn und auch das Ende des Ammer-Amper-Radweges erreicht.