Übersicht
Tag 1: Marktredwitz (D) – Karlsbad (CZ) 100 km 660 Hm (13.6.2023)
Planlos, oder besser ohne Vorausplanung mit dem Fahrrad in Richtung Ostsee. Also hab ich mir heute Morgen über die mo.pla App das Deutschlandticket für 49 Euro plus eine Fahrradkarte gekauft. Für alle die das Deutschlandticket auch nur für einzelne Monate benötigen und sich ein Jahresabo nicht lohnt, sei hier die mo.pla App empfohlen. Dort könnte Ihr bis 24 h vor Ablauf des Monatsendes pausieren oder kündigen.
So, um halb Acht zum Nordbahnhof in Ingolstadt geradelt, dann über Nürnberg nach Marktredwitz. Bei der Umsteigezeit von 40 Minuten hat es selbst die Deutsche Bahn nicht geschafft den Anschluß zu vermasseln. Um 10:45 stehe ich dann startbereit am Bahnhof von Marktredwitz. Das Städtchen ist übersichtlich und ich verlasse es in Richtung Osten, immer am Bächlein Kössein entlang.
Dort beginnt auch der Wallerstein Radwanderweg der sich stets am mäandernden Bächlein orientiert. Die Stadt ist gefühlt schon ewig weit weg. Bei uns in Ingolstadt führt man seinen Hund aus, hier aber geht Frau mit ihren zwei Ziegen spazieren. Das muss so sein, weil das den Hufen der Ziegen sehr gut tut. Ist sowas wie Ziegen-Wellness.
Im etwas tiefer werdenden Tal taucht das verlassene Fabrikgelände einer Glasschmelze auf. Vor Arzberg sieht man Relikte aus der Bergbauzeit. Am Elisenfelsen, benannt nach der Frau des Textilunternehmers der 1851 dort seine Ville, das Herrenhaus errichtete. Leider ist am schönen Gasthaus Gsteinigt nix mehr los. Das sah vor 4 Jahren noch besser aus.
Dort folge ich dem Singletrail direkt am Wasser entlang, den ich noch vom Fränkischen-Gebirgsweg her kenne.
Arzberg lasse ich links liegen und stoßen vor dem Grenzort Schirnding auf die ehemalige Porzellanmanufaktur „Arzberger“. Wie so viele Fabrikgeländer in dieser Region, sieht auch dieses eher wie ein lost-place aus.
Kurz nach Schirnding auf einem Waldweg ist die Grenze zu Tschechien erreicht.
Die Grenzstraße ist hässlich, führt aber am See der aufgestauten Eger entlang. Nach einigen Kilometern folgt der Weg dem malerischen Flussufer bis nach Eger (Cheb). Unübersehbar die Burg mit dicken die Stadt umschließenden Mauer.
Es ist Zeit für eine Pause im Cafe am Marktplatz. Leckerer Kuchen und eine Limo. Überrascht war ich von den doch recht günstigen Preisen und Liebe zum Bargeld. Ich dachte nur Deutschland ist das Land der Barzahler.
Auf dem asphaltierten Radweg komme ich schnell voran. Schnell wird klar dass der Radweg an der Eger von Eger nach Karlsbad als touristisches Ziel ausgebaut wurde. Die Beschilderung ist durchgehend und immer wieder tauchen kleine Versorgungsstationen direkt am Radweg auf. Auch Wanderkajak funktioniert offensichtlich sehr gut, wenn gleich heute mehr Boote an Land bei den Vermietern liegen, als im Wasser.
Sehenswert ist sicher der Ort Loket. Der kleine Ort mit der Burg Loket thront über der Sie fast kreisförmig umschließenden Eger. Eine Festung wie aus dem Bilderbuch, die ich direkt am Flussufer umrunde und dann in das nun etwas enger werdenden Egertal folge.
Dieser Abschnitt ist der bisher schönste der heutigen Etappe. Fernab von Fahrstrassen führt der gut ausgebaute Radweg direkt am Flussufer entlang. Am Reitplatz und Picknickstation Přírodní areál Dětský ráj überquere ich die Eger auf einer neuen Hängebrücke und mache erst einmal eine Pause.
Etwa 1 km nach der Pferdekoppel erreiche ich Brücke an den Hans-Heiling-Felsen. Eine wunderschöne Szene, die man auch von der Terrasse des Restaurants genießen kann.
In Doubi endet das Egertal und es sind nur noch wenige Kilometer auf dem asphaltierten Radweg nach Karsbad.
Die gesamte Strecke heute ist dominiert von von verlassenen Fabrikgebäuden, die ihre besten Zeiten schon gesehen haben, kleinen Orten mit vielen im Renovierungsrückstand befindlichen Häusern. Die Bausubstanz ist meist schlecht und vieles wirkt provisorisch. Das ändert sich schlagartig in Karlsbad, der touristischen Hochburg im Westen des Landes. In der Abendsonne wirken die barocken Bauten und Straßenzüge geradezu südländisch und bilden einen harter Kontrast zu den umliegenden Städten. Der eigentliche Höhepunkt liegt im Nebenort Elbogen, der sich direkt um den Fluß Tepla im engen Seitental erstreckt. Dort gibt es unzählige kleine Trinkquellen, des bekannten Mineralwassers das für seine heilende Wirkung bekannt ist. Die Promenade bietet alles was sich das Touristenherz wünscht und ich bin froh dass ich die Nebensaison erwisch habe. So ist alles gut erträglich.
Im Hotel Bosten über nachte ich günstig in der zweiten Reihe. Mein Fahrrad bekam im ersten Stock ein eigenes Zimmer, das war sehr nett. Da auch Johan Wolfgang von Goethe häufig hier in Karlsbad zu Gast war, gehe ich ins historische Goethès Beer House direkt unterhalb des Hotels. An jeder Ecke werden spezielle Heilwasser-Trinktassen angeboten. Der Sinn erschliesst sich mir nach dem ersten Versuch das Heilwasser aus der Hand zu trinken. Wassertemperaturen um die 60 Grad sind kein Spaß und ich such nach einer lauwarmen erträglichen, Handtrinkquelle.
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Tag 2: Karlsbad (CZ) – Louny (CZ) 112 km 1060 Hm (14.6.2023)
Mit dem Frühstück beginnt der Tag und es ist die Grundlage für die Tour. Im Hotel Boston war alles da was man für einen erfolgreichen Start benötigt. Mein Radl hat auch gut geruht und so geht es um 9:15 los. Irgendwo habe ich beim Blogschreiben gestern gesehen, dass es noch eine berühmte, einige Meter hohe Heißwasserfontäne mit dem Namen „Der Sprudel“ geben soll. Er befindet sich in einem schmucklosen 70er Jahre Betonbau, der halb abgesperrt ist, weil er nicht renoviert wird und mit der Zeit auseinander fällt.
OK – das touristische Pflichtprogramm von Karlsberg habe ich jetzt also absolviert. Eines muss mir aber noch jemand erklären – wie kam dieser, wie Fremdkörper wirkende Mega-Komplex Hotel Thermal in dieses wunderschöne Tal? Die Antwort habe ich sehr schön dargestellt hier gefunden.
Gestern bin ich ja dem Egerradweg ab der Grenze bis nach Karlsberg gefolgt. Das war schon richtig eindrucksvoll. So möchte och heute dem Weg Nr.6 weiter folgen und in Klášterec nad Ohří dann die Eger verlassen und in nordwestlicher Richtung nach Ústí nad Labem weiterfahren.
Nach dem üblichen Industriegürtel geht es etwas bergauf und wenn man zurück blickt erkennt man in der Ferne den anderen Teil, die Wohnblocks, Kraftwerke und Industriebauten von Karlsberg.
Der feuchte Wald am Ufer ist voll von satt grünem Farn und unzähligen Fingerhüten. Noch noch nie habe ich so viele Fingerhutpflanzen gesehen.
Auch die Wanderkanuten haben eine Campbasis im Wald, wo auch der ein oder andere Radl eine Pause machen wird. Die Hütte und der Platz sind rustikal, einfach, aber typisch für diese Region.
Der Weg führt mal direkt am Ufer entlang, mal links, mal rechts, aber teilweise auch ein Stück weit weg vom Fluss entlang. Die Einkehrmöglichkeiten werden spärlicher und ich fasse etwas Backwarennotproviant plus einen Schokodonut zum Sofortessen beim coop. Die Marke meine ich gab es in den 80ern auch bei uns in Deutschland.
Der touristische Einfluss ist ab Vojkovice nicht mehr vorhanden. Die kleinen Örtchen sehen aus wie vor 70 Jahren. Leerstand, verfallen, der Putz komplett ab und insgesamt sehr ungepflegt – wer wohnt hier?
Bauland und Fläche ist offensichtlich ausreichend vorhanden, weil ausgediente Gebäude werden von der Natur eingenommen und verfallen, Fahrzeuge verrotten im Vorgarten …
Ein Lichtblick, der Bahnhof von Stráz.
Nun führt der Weg hoch hinauf und man verlässt die Eger. Auf den kleinen Nebenstraßen kommt kein Auto und es fühlt sich an wie auf Straßen in den Südtiroler Bergen. Heute super abwechslungsreich.
Schon bald erreiche ich auf der linken Flußseite nach einem kräftigen Anstieg den schönsten Aussichtspunkt mit dem Namen Na Vyhlídce .
Ein tschechischer, sehr mitteilungsbedürftiger Radl quatscht mich fünf Minuten lang voll ohne dass es mir möglich war ihm zu signalisieren dass ich kein Wort verstehe und wir besser gestikulieren oder die Sprache wechseln sollten. Wieder eine herrliche Passage direkt am Ufer entlang, vorbei am Kletterfelsen.
Und da ist es – das erträumte idyllische Cafe Peřeje. Die Karamelltorte plus. Kaffee ist obligatorisch.
Da der Egerradweg Nr. 6 sooo schön ist, entscheide ich mich entgegen der Planung von heute Morgen dem Weg bis zur Mündung der Eger in die Elbe zu folgen. Das Hotel Merlot in Louny etwa 105 km von Karlsberg entfernt ist schnell gebucht und das ursprüngliche Hotel 10 min vor der Stornofrist storniert. Gerade noch einmal gut gegangen. Für den zweiten Teil des heutigen Tages möchte ich testen wie sich mein Rucksack auf dem Gepäckträger so macht. Umgebaut ist das schnell und dann geht es auch schon los.
Bis tum Nechranice Staudamm führt der Weg einige Kilometer über eine stark befahrene Straße. Das ist kein Spaß – Rücksicht auf Fahrradfahrer nehmen ist Schwäche und so bügelt man mit deutlich über 100 km/h nicht mehr als 1 m am Radfahrer vorbei. Ich bin froh als ich links ab Richtung Nechranice Staudamm abbiegen darf.
DerHauptablass des Dammes wird offensichtlich repariert. Das Flussbett ist trocken.
Der weg ist jetzt ein Singletrail und meine Gepäckträgerkonstruktion kann jetzt unter Beweis stellen was sie aushält. Bald geht es auf kleinen unbefahrenen Landstraßen durch die kleinen Dörfer. Alles wirkt ie aus einer anderen Zeit. Große Landwirtschaftliche Betriebe sehen aus wie verlassen, doch beim genauen Hinsehen erkennt man dass diese teilweise doch noch in Betrieb sind.
Von der Stadt Zatec habe ich mir mehr erwartet, aber vielleicht führte mich die Route auch nur ungünstig vorbei. Der Gegenwind nimmt zu und ich kämpfe über die Landstraßen zum Schloss Stecknitz. Von weitem sieht das dunkelrote Schloß sehr imposant aus. Als ich an der Eingangspforte stehe zeigt sich, dass auch hier schon der Zahn der Zeit nagt und die Farbe vom Gebäude abblättert.
Noch sind es 15 km bis tum heutigen Tagesziel, die kleine Stadt Louny. Die ziehen sich kräftig, am Stadtrand das typische Bild. Plattenbauten, ein zentrales Kraftwerk – günstiger Wohnraum. Gegen 18:00 erreiche ich das Hotel Marlot in der hübschen Altstadt von Louny. Sehr schönes, gut geführtes Hotl mit leckerem Essen.
Tag 3: Louny (CZ) – Děčín (CZ) 104 km 510 Hm (15.6.2023)
Frühstück phänomenal ! Und dazu noch um 7:00 Uhr so das ich früh los komme. Die letzten Tage haben gezeigt das gegen zwei Uhr der Ostwind startet und gegen fünf Uhr musste ich mir jeden Kilometer doppelt erkämpfen. Der Stadtkern und die Fussgängerzone von Louny sind sehr gepflegt und laden durchaus zum Einkaufen. Aber was soll ich sagen – einkaufen ist nicht, denn die Zuladung im Rucksack ist erschöpft.
Die Eger sehe ich immer nur kurz einen Uferweg gibt es nicht. Dafür aber den einen oder anderen Singltrail und Brücke über den Fluß.
Die Örtchen sind wie ausgestorben. Offensichtlich sind alle bei der Arbeit. Aber auch Radler begegnen mir nur sehr selten. Am Westlichen Horizont zeichnen sich die Berge zur Deutsch-Tschechischen-Grenze ab.
Wieder einmal führt die Route über eine stark befahrene Landstraße. Eines habe ich gelernt in den Bergen ist die Gefahr ehrlich und klar ersichtlich. Im Flachland wiegt man sich in Sicherheit. Da kannst Du noch so viel Warnwesten und Leuchthelme und Zeug um Dich rumwickeln, der Verkehr brennt gnadenlos mit über hundert Sachen einen halben Meter an Dir vorbei. Ich versuche die Straßen so gut es geht zu umfahren. Im Ort Doksany stehe ich plötzlich mitten in einem Filmset. Da wollte ich nur mal die Klosteruine ansehen und schon stehen da mehr als 30 Lieferwagen, Filmlampen, Schauspiel, ein Essmobil und natürlich die Security. Ich durfte trotzdem den Klosterinnenhof anschauen und traf zufällig einen Deutschen vom Set. Eshandelt sich wohl um einen neuen deutschen Märchenfilm, der im Kino Premiere haben soll. Ich bin gespannt.
Terezin(Theresienstadt) ist ursprünglich eine Festung aus den 1780er und 1790er Jahren. Für damalige Verhältnisse eine der modernsten Festungen. Leider war die Festung im zweiten Weltkrieg eines der Internierungslager der Nazis mit all den Grausamkeiten. Mit diesen Bilder im Kopf wirkt die Szenerie bedrückend und die Stadt hinterlässt ein beklemmendes Gefühl.
Ich fahre weiter und langsam kommt das „mach mal eine Pause Gefühl“ hoch. Die Gegensätze können nicht größer sein. Kurz nach dem ich Terezin verlassen habe stehe ich im gleichnamigen Golfklub wo vornehme Menschen versuchen mit mehr oder weniger Geschick, aber immer stilvoll die kleine Runde Kugel in Loch im Rasen zu befördern. Das Vereinsheim hat eine schöne Terrasse für eine Kaffeepause. Das Schauspiel der Golfer_innen hebt die Stimmung wieder.
Von hier aus sind es nur noch wenige hundert Meter zur Mündung der Eger in die Elbe gegenüber der Stadt Litoměřice.
Elbseitig auch umschlossen von einer terrassierten Stadtmauer. Das Zentrum typisch – quadratischer Kopfsteinpflasterplatz auf dem alle möglichen Fahrzeuge parken und drum herum schön hergerichtete alte Häuser mit Restaurants.
So nun aber runter an die Elbe. Der Weg mit der Nr. 2 (Elbradweg) führt sehr häufig schön am Fluss entlang. Die Versorgungsstationen deuten auch auf die touristische Relevanz des Elbradwegs hin. Ústí nad Labem die nächste größere Stadt an der Elbe liegt auf der anderen Uferseite. Auch hier wird wie bei uns in Ingolstadt das schön Flussufer nur zur Durchleitung des Verkehrs und der. ahn genutzt. Ich bin froh am anderen Ufer den Radweg nutzen zu können. Faszinierend, trotz Verkehr ist die Architektur der Elbbrücke.
Der Wind ist wieder voll da. Äste fliegen von den Bäumen und die ersten Tropfen fallen vom Himmel. Noch 8 km bis zur Unterkunft Hotel Formule das werde ich hoffentlich noch trocken schaffen. Ja das hat funktioniert, es schein sogar wieder die Sonne. Die Unterkunft ist alles und auch nichts. Hotel, Camping, Hütte, Restaurant, Minigolf, Pool …
Na ja der Pool hat mich ganz schön runter gekühlt. Essen war heute eher die kurze Küche aus der Friteuse. Dafür ist das Bier sehr lecker.
Tag 4: Děčín – Mezní Louka 61 km 620 Hm (16.6.2023)
Die aufgehende Sonne scheint mir durch die Fensterfront des schlauchförmigen Zimmers direkt ins Gesicht. Was für ein Morgen! Die heutige Etappe ist zweigeteilt. Zuerst soll es am Elbradweg bis Bad Schandau gehen und dann möchte ich rechts in den Nationalpark Sächsische / Böhmische Schweiz abbiegen. Der Radweg an der Elbe entlang ist wirklich first class – asphaltiert und wie immer in Tschechien perfekt markiert. Gut das ist an der Elbe. nicht ganz so entscheidend – den Fluss verfehlen wird schwer fallen. Nach kurzer Zeit erreiche ich die Stadt Děčín.
In regelmäsigen Abständen tauchen die Bunker von der Schöberlinie 1937 aus dem Zweiten Weltkrieg auf. Nicht schön, aber ein Zeichen zum nachdenken wie wertfoll Frieden und Freiheit für uns sind.
Děčín ist unter anderem für sein von Weitem sichtbares Schloß bekannt.
Fůr interessanter ist die Kletterwand unterhalb dem Aussichtsturm Schäferwand.
Was definitiv bei dem Gegenwind keine gute Idee ist – ist Standup-Paddling. Selbst beim Sitdown-Paddling kamen die vier Boards kaum vorwärts.
Vor Bad Schandau geht es dann für mich vor und wieder zurück, weil irgend jemand sich ausgedacht hat, dass der Fähranleger für Radfanrer ungeeignet ist und. an bitte eine Haltestelle vorher einsteigen soll. Und noch etwas – das Deutschlandticket gilt auch auf der Fähre. Steht zwar nirgends, stellt sich aber im Gespräch mit dem Binnenkapitän heraus. Leider erst als er mir das Einzelticket schon erkauft hatte.
Jetzt aber bergauf ins Elbsandsteingebirge. Nicht überall ist Fahrradfahren erlaubt (leider). Daner bleibe ich mal auf der vorgegebenen Route.
Das ist schon beeindruckend, biegt man um eine Ecke und schon stehen wieder neu Sandsteintürme vor einem. Die Erosion lässt die Felsen wie aufeinander gestapelte Kissen aussehen.
Ich folge dem Kirnitschbach flussaufwärts. An der Niedere Schleuse wird sehr ordentlich erklärt wie früher, in den 60er Jahren die Baumstämme aus dem damals nur schwierig zugänglichen Gebiet relativ einfach hinunter zur Elbe getriftet werden konnten. So kam der sächsische Hof günstig an sein Feuerholz.
Kurz danach passiere ich auf einem schmalen Pfad die grüne Grenze zurück nach Teschechien. Von dort geht es dann durch ein Tal noch einmal kräftig bergauf. Es sieht so aus dass hier vor einiger auch ein Waldbrand gewütet hat. Das ist für mein ungeschultes Auge gar nicht so einfach zu unterscheiden, da die meisten Nadelbäume bereits dem Klimawandel oder dem sauren Regen zum Opfer gefallen sind. Die Folgen sind hier im Nationalpark viel deutlicher sichtbar, da keiner das abgestorbene Zeug wegräumt.
Die heutige Etappe war eher kurz und ich erreiche das Hotel Mezní Louka schon kurz nach zwei Uhr. Die frittierten Pancakes mit Heidelbeeren und Sahnequark schmecken himmlisch und müssen probiert werden.
Leider, oder zum Glück noch rechtzeitg, habe ich erfahren dass die geplante Wanderung durch die Edmundklamm, Wilde Klamm und der Gabrielensteig zum Prebischtor von Mezní aus wegen des Holzbrichs vom Waldbrand noch gesperrt ist.
Also plane ich um bleibe nicht zwei Tage hier, sondern übernachte morgen in Ostrau bei Bad Schandau.
Tag 5: Děčín (CZ) – Bastei – Ostrau 60 km 870 Hm bike & hike (17.6.2023)
Vom Hotel Mezní Louka radl ich die 2 km nach Mezná wo der eigentliche Abstieg in die Klamm beginnt. Zu Fuß geht es viele Stufen und Serpentinen hinunter zum Flüsschen Kamenice. Kein Mensch um mich herum, die Vögel pfeifen Ihr Morgenlied und das sanfte Rauschen des Wassers wird mit jedem Meter in tiefe deutlicher.
Im engen Tal gehe ich noch ein paar hundert Meter den idyllischen Weg am Bach entlang bis ich auf den Staudamm mit dem Bootseinstieg stoße. Die kurze Strecke lässt erahnen wie schön die Wanderung durch die gesamte Schlucht sein muss. Leider ist sie nach dem verheerenden Waldbrand im letzten Jahr noch nicht wieder eröffnet worden. Der gewöhnliche Tourist schläft wohl etwas länger und nachdem auch um 9:45 noch keine weiteren Bootskunden in Sicht sind bekomme ich eine exklusive Fahrt, ganz alleine mit dem Gondolieres durch die Schlucht.
Die Ruhe, das leise Dahingleiten des Bootes und die Wassertropfen die von feuchten Wänden fallen, ja diesen Eindruck werde ich so schnell nicht vergessen und ist bis jetzt einer der Höhepunkt der kleinen Radltour. Nach 20 min legen wir wieder an und die ersten Gäste warten schon auf die nächste Fahrt.
In einer halben Stunde bin ich wieder oben bei meinem Fahrrad und nehm dann den rasanten Trail von Mazná nach Hřensko. Krass wie der Waldbrand das komplette Tal in Asche gelegt hat.
Hřensko eigentlich ein nettes Örtchen am Talausgang direkt an der Elbe mit typischen Fachwerkhäusern. Aber irgend jemand hat hier, den leider auch an anderen Grenzorten zu Deutschland anzutreffenden Asia-Markt mit seinen Buden, direkt unter die schöne Fachwerkszene setzen lassen.
Hurra – ich bin wieder in Deutschland in Sachsen gelandet. Bemerkenswert ist der im Jugendstil an der Felswand zur Ostrauer Scheibe 1904 erbaute Aufzug. Toll, dass es dieses Bauwerk voll funktionsfähig auch nach fast 120 Jahren noch gibt.
Über Prossen und Waltersdorf geht es über verschiedene Singletrailabschnitte nach Rathen.
Es ist Samstag und der krasse Gegensatz zu gestern. Es sieht so aus als wollten alle heute eine der Hauptattraktionen der sächsischen Schweiz besuchen – die Bastei. Egal, das Rad parke ich unten schließe mich dem Strom der Menschen hinauf zu den Aussichtspunkten der Bastei an. Da ist echt alles dabei, Jung und Alt, Bergstiefelgänger, Badelatschengeher und auch die Barfussfamilie mit ihren zwei kleinen Kindern.
Die Aussicht ist genauso beeindruckend wie die Anzahl der Menschen. Denn von unten über den Aufstieg kam nur der kleinste Teil. Oben gibt es einen riesigen Parkplatz und eine Busverbindung die weitere Massen auf die Aussichtspunkte spült.
Ich hab es ja nicht anders gewollt, daher darf ich nicht klagen. Zu allem Überfluss rollen mehrere Löschfahrzeuge mit Tatütata an. Da muss ich nicht dabei sein und suche mir einen ruhigen Abstieg über die Schwedenlöcher. Die vielen Stufen durch zig Meterhohe Felsen hindurch lohnen sich und sind ein guter Ausgleich zum Hauptaufstieg.
Es kurz erwähnt, dass es heute stündlich gewittert und schauert, was den Nachteil hat, dass man immer auf der Suche nach einem Unterstand ist. Der Vorteil ist, die Aussichtspunkte erfahren kurzzeitig eine natürliche Räumung.
Zurück von Rathen nach Bad Schandau / Ostrau geht es über den Kottesteig direkt im Wald an der Elbe entlang. Bei der Einfahrt in Rathen habe ich wohl die Zeichen übersehen und erst am Ende das die Kennzeichnung schöner Singletrail erkannt.
Das nächste Gewitter zieht auf und ich beeile mich die letzten Höhenmeter zur heutigen Unterkunft, dem Ostrauer Hof hinauf zu radeln. Die freundliche Dame von der Rezeption hat mich schon angerufen und mir alle Daten für mein Zimmer gegeben. Essen im Ostrauer Hof ist auch möglich, also nix wie los.
Zimmer im Gästehaus top, ABER große Enttäuschung beim Gasthof Ostrauer Hof der offensichtlich nix mit der Unterkunft zu tun hat, sondern gepachtet ist und nur zufällig Teil eines der Gästehäuser mit dem Namen Ostrauer Hof.
Das war der Tiefpunkt meiner Reiseerlebnisse. Lokal alle Tische besetzt, ich frag nach einem Plätzchen, Bedienung sagt ohne Reservierung keine Chance, ich erkläre situation mit Fahrrad unterwegs, Hunger und Gast es Hauses und so … Sie „ .. das ist mein Problem … zu Essen bekomm ich nix, auch nicht zum Mitnehmen…“ . Krass – die entsprechende Bewertung auf Google ging direkt raus, was der Chef prompt und unsachlich beantwortete. Egal, hilft alles nicht. Ich bin wieder zurück in Deutschland, wo es noch kleine Inseln der Gastfeindschaft gibt.
Also nix zu essen ist schlecht. Da hab ich eine Idee. Da Lieferando nur Buden mit hohem Mindestbestellwert auflistet und ich nicht für drei Tage Essen ordern möchte, wandere ich zur örtlichen Klinik. Vielleicht gibt es ja da so was wie ein Snackautomat. Ich hatte mega Glück, die verschlossene Tür wird mir geöffnet und tatsächlich gibt es einen Eisautomat und einen Süssigkeitenautomat. Aber es kommt noch viel besser. Die zwei super netten und hilfsbereiten Damen, die mir die Türe geöffnet haben, hörten sich meine Gastfeindschaftsgeschichte an und konnten es so auch nicht glauben. Vielleicht sah ich so abgeschafft aus, aber eine der Damen verschwand für einige Minuten ich wollte es nicht glauben, sie kam mit einer Überlebenstüte aus Banane, Apfel, Joghurt und Ei zurück. Mega tausend Dank.
Auf das gruseligste Erlebnis folgt eines der Schönsten. Sicher wäre ich nicht verhungert, aber der kurze, super nette, spontane Moment der Hilfsbereitschaft und das anschließende leckere, gesunde Essen war klasse. In jedem Fall das Highlight des Tages.
Tag 6: Ostrau – Dresden 70 km 870 Hm bike & hike (18.6.2023)
Das Bild von gestern Abend mit den riesigen Sandsteintürmen über dem Abenddunst des Feldes geht mir nicht aus dem Kopf. Irgendwie möchte ich noch auf so ein Felsgebilde steigen ohne das wie an der Bastei halb Deutschland mit wandert. Der Plan für heute ist von Ostrau mit Rad an den Fuß der Schrammsteine zu fahren und von dort zu Fuß weiter hinauf zum Gipfel.
Nach dem misslungenen Abendessen gestern, habe ich heute Morgen das Frühstücksbuffet etwas geplündert. Die Vermieterin meines Einzeltimmers hat das gut. Erstanden und ist selbst auch sehr unglücklich mit der verpachteten Gaststätte.
Die kurze Radletappe hab ich schnell hinter mich gebracht und nun geht es über viele Stufen und mehrere steile Leiterkombinationen ganz hinauf zu den Schrammsteinen.
Der Aufstieg hat sich gelohnt, die Aussicht ist umwerfend und auf einer der Spitzen Felsnadeln sitzen zwei Kletterer. Der Gratweg wäre sicher auch interessant. Ich gehe ihn ein kurzes Stück Dreh aber dann um und wähle den bekannten Abstieg.
Von Ostrau nach Bad Schandau führt ein sehr schöner Singletrail, den ich nicht auslassen kann. Dann noch ans linke Elbufer mit der Fähre übergesetzt und rein ins Getümmel von Rennradraser, E-Biker, Kinderwagenschieber, Skater ….
So geht es auf dem asphaltierten Elbradweg zügig und etwas langweilig in Richtung Pirna und weiter nach Dresden. Es ist heute echt einiges los und entspanntes Urlaubsradeln will nicht aufkommen.
Als ich Dresden erreiche bin ich froh und nehm die erste Verbindung nach Ingolstadt um14:51 Uhr. Nach 6 Stunden ohne besonderen Vorkommnisse und das ist bei der Bahn erwähnenswert erreiche ich Ingolstadt.
Die letzten Kilometer nach Hause und eine sehr schöne und Erfahrungsberichte Radltour ist wieder einmal zu Ende.
Danke für den tollen Bericht! Habe mir den Egerradweg für nächstes Jahr fest vorgenommen!
Hallo Mark, das lohnt sich bestimmt. Viel Spaß und trockenes Wetter.
Hi Olli, schön, dass Du jetzt doch unterwegs bist, wenn auch völlig anders als geplant.
Viele Grüße von Sabine und Detlev
Hallo Olli. Irgendwie kommt mir die Brücke bekannt vor ….(Goldsteig??? )
Ich wünsche dir eine gute Zeit. Keine allzu großen Sackgassen und immer schön auf dem Rad bleiben.
Gruß Pierre
Vielen Dank Pierre, auf dem Rad bin ich bis jetzt geblieben und das mit der Brücke schauen wir uns malmbei einer Tasse Kaffee genau an 😉