Mit dem Mountainbike auf dem Rothaarsteig von Brilon nach Dillenburg
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Übersicht
Der Rothaarsteig war von 2011 bis Ende 2014 ein deutscher Premiumwanderweg durch das gleichnamige Gebirge von ca. 155 km Länge und mäßigen Steigungen. Er verläuft durch das Sauerland, Siegerland,den Westerwald und durch das Wittgensteinerland. Die Zertifizie durch das Deutsche Wandersiegel des Deutschen Wanderinstitutes ist im Dezember 2014 abgelaufen und wurde nicht wieder beantragt. Er überschreitet die Bundeslandgrenzen von Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz und passiert die Quellgebiete der Flüsse Ruhr, Sieg, Möhne und Lahn. Es sind 4000 Höhenmeter zu überwinden. Pierre und ich planen den Weg mit dem Mountainbike zu fahren und um flexibel zu sein nehmen wir ein Zelt, Isomatte und Schlafsack mit. Startpunkt ist Brilon und das Ziel ist Dillenburg. Am vierten und letzten Tag wollen wir noch die ca. 60 km lange Westerwaldschleife südlich von Dillenburg über die Bergkuppe „Großer Stein“ (546 m) und die Fuchskaute (656 m) und über die alte Rheinstraße zurück nach Dillenburg fahren.
Reisevorbereitung
Für eine weitere Mehrtages MTB-Touren mit Zelt wollen wir zwei verschiedene Gepäckraumvarianten testen:
1. MTB Fully mit Gepäckträger + 1 Satteltasche und Rucksack
2. MTB Hardtail mit Rahmentasche + Frontroller + Rucksack
Erster Versuch mit Frontroller. Leider verdreht sich noch der Abstandshalter zum Schutz der Brems- und Schaltleitungen, so das der stabile Ortlieb Packsack etwas zu weit nach unten absinkt. Lösung in Arbeit.
Die Rahmentasche passt und ist auch für schwerere Gegegenstände stabil genug.
Ziel ist es 4 kg auf dem Lenker bzw. in der Satteltasche für Zelt, Isomatte und Schlafsack. Im Rucksack noch 8-9 kg für Kleidung, Fotoausrüstung, Tablett, Essen und Trinken. Weniger ist in diesem Fall mehr und wir überlegen genau was mit muss und was nicht. Die schweren Gegenstände wie Ladegeräte, Reiseapotheke, Drogerieartikel und Werkzeug landen in der Rahmentasche.
Die Frontrollervariante hat sich speziell wegen der besseren Gewichtsverteilung in Steilstücken bewährt.
Tag 1 – Brilon – Bruchhausen 20 km / 750 Hm (3.9.17)
Strecke – Tag 1
Brilon 16:30 Uhr nach einer guten halben Stunde sind die Räder bepackt und unsere beiden Rucksäcke über voll.
Die Herausforderung ist es den leckeren Kuchen von Pierres Mutter verdrücksicher im Rucksack unterzubringen. So und jetzt aber direkt zum Startpunkt am Rathaus in Brilon. Hiersteht der erste Markierungsstein des Rothaarsteiges.
Das Zeichen für die nächsten Tage ist das liegende „R“. Alle guten Wünsche für trockenes Wetter scheinen sich leider nicht zu erfüllen – pünktlich zum Tourstart beginnt es gleich zu regnen. Also Regenklamotten raus und alles noch rasch wasserdicht verpackt. Aber dann setzten wir uns in Bewegung. Quer durch den Ort Brilon, welcher das größte innerstädtische Waldgebiet in Deutschland besitzen soll. Sofort geht es bergauf, durch den Kurpark.
Über eine Treppenkaskade tragen wir unsere Räder hinauf zur Quelle der Möhn. In einem kleinen Rinnsal entspringt hier der Fluss Möhn.
Viel dichter Laubwald und dann verlassen wir auch schon Brilon erklimmen den Poppenberg und kommen zum Denkmal an den Sturm Kyril von 2008.
Er hat hier kräftig gewütet und einige schwere, dem oben aufgestellt Sturm zum Opfer, gefallenen Baumstämme wurden hier wild in den Himmel gekreuzt aufgestellt. Von ortskundigen Wanderern erfahren wird, dass die ersten Stämme wohl bereits abgefault sind und nun ein neues Kunstwerk mit neuen Sturmstämmen(oder auch nicht) aufgebaut wurde.
Über saftige Wiesen geht es bergab zu den Hiebammen Hütten. Diese sind seit jeher in Besitz der Familie, die auch die Hebammen in der Region stellt. Die rustikalen Hütten sind über das Wochenende bewirtschaftet. Für uns genau der richtige Zeitpunkt um noch etwas zu Abend zu essen. Auch der Vegetarier wählt hier zwecks Alternative die leckere Bratwurst mit Salat.
Es beginnt wieder zu regnen und wir folgen weiter dem Auf und Ab des Rothaarsteiges. Schotterpiste und Single-Trail wechseln sich ab. Auf die steilen Waldpfade bergauf könnten wir gut verzichten.
In der Abenddämmerung erreichen wir die frühzeitliche Wallburg Borberg.
Auf dem weitläufigen Gelände ist noch der Grundriss der Kirche erhalten. Eigentlich ein idealer Platz zum Übernachten, aber für uns noch etwas zu früh.
Nach einer steilen Schiebepassage erreichen wir gegen sieben Uhr den Ginsterkopf (661 m NN). Die Aussicht über den Wald des Sauerlandes ist fantastisch.
Überrascht sind wir von den hunderten von Windräder im Osten. Auf schmalem Pfad geht es steil bergab und wir erreichen kurz vor der Landstraße die Feuereiche.
Ein Symbol für die lebenswichtige Aufgabe des Waldes in unserem Ökosystem. Die Titanoxidplatten werden Nachts mit LEDs aus Solarstrom angeleuchtet. Wir passieren das Geotop der Bruchhauser-Steine. Drei ehemalige Vulkanschlote lassen wir links liegen. Der Weg führt vorbei am kleinen Bruchhausen. Nun ist es bereits ziemlich dunkel geworden und wir müssen uns rasch nach einem Platz für unser Zelt umsehen. Neben einer kleinen Schutzhütte finden wir ein ebenes Plätzchen. Bis das Zelt steht ist es dunkel.
Beim „zweiten“ Abendbrot geht der hell erleuchtete Mond auf und die Fledermäuse kreisen neugierig um uns herum. Bergauf gibt es seit heute die folgende Leidensskala: 3 Single Trail bergauf /2 Steiler Wurzelpfad / 1 Treppenkaskade.
Tag 2 – Bruchhausen – Millionenbank bei Latrop 50 km / 1350 Hm (4.9.17)
Strecke – Tag 2
Die Nacht war ruhig. Kein Wildschwein, kein Fuchs und kein Förster haben uns entdeckt.
Ich weiß es ist nicht Pierres Zeit, aber um halb sieben gibt es keine Gnade mehr und ich wecke Ihn durchunaufhörliches Tippern auf der Notebooktastatur. Alles ist klamm und feucht. Der erste Höhepunkt – Mandelhörnchen zum Frühstück. Die Aldi-Teilchen sind aber so süß, dass wir sie auf die alte Semmel legen.
Um halb neun radln wir langsam los. Ja klasse – schon nach 500 m zweigt der Rothaarsteig steil nach links den berg hinauf ab. Halb schiebend, halb tragend und schon geht der Puls in die Begrenzung.
Auf 800 Höhenmeter kommen wir zum Richtplatz. Ein grauenvoller Ort an dem in den vergangenen Jahrhunderten die Menschen verurteilt und hingerichtet wurden.
Das Warnschild für Radfahrer zeigt uns an, dass wir auf diesem Teilstück des Rothaarsteiges mit wenig Radfahrern rechnen dürfen.
Wir folgen weiter dem immer schmaler werdenden Pfad. Auf kurze Anstiege folgt stets eine spannende Single-Trail Abfahrt. Der Höhepunkt ist der Langenberg (843 m NN). Der höchste Punkt Nordrhein-Westfalens. Ein Bayer erfährt hier bestimmt keine Schwindelgefühle, für den Rothaarsteig jedoch der höchste Punkt und für uns ein Grund zum pausieren.
Nach eineinhalb Stunden erstmals wieder Zivilisation. Die Hochheidehütte steht vor uns und hat sogar geöffnet. Ich bestelle einen Latte Macchiato und ein Radler. Ups was kommt denn da ? Wir sind im Land in dem das Bier kleiner ist als der Kaffee.
Kurz hinter der Hütte geht es auf die kleine Anhöhe, den Clemensberg. Von dort ist der Blick frei in den Diabas-Abbau.
Die kleinen grünen Häuschen sind keine Toiletten, sondern Schutzbunker, falls im Steinbruch gesprengt wird.
Der Blick reicht nach Winterberg und bis zum Kahlen Asten, den wir heute Nachmittag noch erreichen wollen. Über die herrlich rot-lila eingefärbte Hochheide führt der Rothaarsteig zur Hoppecke Quelle.
Über schnelle und teils steile Trails geht es hinunter zur Ruhrquelle. Diese wurde im Zuge von Renaturierungsmassnahmen 2006 eingefasst. Leider entspringt sie heute 50 m weiter oben, recht unspektakulär aus einem Kunststoffrohr.
Von hier aus ist es nicht weit nach Winterberg. Wir haben Hunger und kehren im ersten Gasthaus am Kurgarten ein. Bekannt ist Winterberg für seine Skisprung- und Biathlonwettbewerbe. In der Region ist es das touristische Zentrum. Wo man hinschaut gelbe Nummernschilder. Wir schauen uns noch die Skisprungschanze an und passieren den Schießstand der Biathlonstrecke.
Dann kämpfen wir uns nur eine Kilometer weiter auf ein baumlose Heidehochfläche – den Kahlen Asten. Herrlicher Ausblick, eine Wetterstation und ein etwas spießiges Kaffee-Restaurant im Kahlen-Asten-Turm.
Interessant ist, dass auf dieser Höhe eine Quelle entspringt – die Lennequelle. Mit 841m NN ist der Kahlen-Asten fast so hoch wie der höchste Punkt Nordrhein-Westfalens, den wir heute Vormittag ja bereits passierten. Über schöne Single-Trails geht es bergab und natürlich auch immer wieder den ein oder anderen Hügel hinauf.
Die Sonne scheint. Es ist ein traumhafter Tag. Weihnachtsbäume kommen offensichtlich nicht nur aus Dänemark und Bayerischen Wald. Wo man hinschaut werden die freien Flächen für Christbaumschulen genutzt.
An einer Wegekreuzung mit einem Grenzstein entscheiden wir uns für die etwas längere Kammvariante des Rothaarsteiges. Es ist kurz nach fünf und es macht sich in uns das Gefühl nach einem Nachmittagsbierchen und einem Stück Kuchen breit. Die Kühhude ist ein kleiner ehemaliger Hof auf Bergkamm an dem die Fahrstraße endet. Der Wirt nordisch kauzig und ziemlich entschleunigt, erklärt uns erstmal was wir für Luschen sind. Hat er doch eben Radler verabschiedet die heute noch bis nach Koblenz fahren. Wie sich später herausstellt mit E-Bikes. Der „Alte“ war dann doch etwas überrascht als wir Ihm unsere „puristischen“ Räder ohne E-Hilfe zeigten.
Von nun an lief es besser in der Kommunikation und im Service. Das Bier von der Brauerei schmeckt hervorragend. Den Kuchen hatte er wohl nicht selbst gebacken, zumindest nicht in den letzten vier Tagen. Wir ziehen weiter auf dem Rothaarsteig.
Der Pfad verläuft direkt auf der historischen Grenzlinie zwischen Wittgensteiner Land links und Kur-Kölner Bezirk rechts. An der so genannten Wegekreuzung Millionenbank mit Schutzhütte planen wir unseren Übernachtungsplatz einzurichten. Es ist kurz nach sieben und wir sind überrascht, dass die offene, einfache Schutzhütte bereits durch eine junge Wandersfrau als Übernachtungsplatz belegt ist. Uns kann es egal sein. Das Zelt bauen wir erst in der Dämmerung auf um beim Wildhüter nicht aufzufallen. Neun Uhr ist Ende -die 50 km MTB Strecke und doch wieder knapp 1000 Hm liegen uns in den Beinen.
Tag 3 – Millionenbank bei Latrop – Tiefenrotherhöhe 70 km / 1650 Hm (4.9.17)
Strecke – Tag 3
Um halb sechs dämmert es und auf unser Zelt trommelt der Regen. Im Wald hängen die Wolken und die Stimmung ist düster.
An den Spinnennetzen hängen die Regentropfen. Schade – für heute ist eigentlich kein Regen vorhergesagt.
Sieben Uhr – Zeit zum Aufstehen. Frühstücken heute zur Abwechslung mal im Zelt. Dann alles zusammenpacken und ab auf’s Rad. Der Regen hat aufgehört. Wer Mountainbike Trails liebt kommt auf dem Rothaarsteig voll auf seine Kosten. Kurze Anstiege und teils steile und rasante Abfahrten reihen sich aneinander. Über glitschige und steile Treppen geht es bergab in Richtung dem kleinen Ort Jagdhaus.
Wir überschreiten den wenig spektakulären Heidkopf und machen einen kurzen Wasser-Tankstop am Hotel Schäferhof.
Durch den nächtlichen Regen sind die Trails matschig und sehr rutschig. Auch an der Sombornquelle füllen wir noch einmal unseren Wasservorrat auf.
Auf dem für Wanderer konzipierten Rothaarsteig wurde darauf Wert gelegt, dass alle drei bis fünf Kilometer eine Sehenswürdigkeit ausgewiesen wird. Meist ist noch eine kleine Schutzhütte mit dem ähnlich dem geschwungenen „R“ des Rothaarsteiges ausgeführten Dach und einige Sitzgelegenheiten dabei. So wurde eben auch ein Grenzstein, der Margaretenstein ausgewiesen. Eigentlich nichts aufregendes, halt ein Ort zum kurz anhalten.
Ein ausgedehntes Netz an Schotterwegen führt uns zu einem echten Highlight auf dem Rothaarsteig – dem Rhein-Weser-Turm. Mit 24 m Höhe ein markantes Bauwerk. Noch eindrucksvoller wäre er für uns, wenn die Gaststätte und die Aussichtsplattform geöffnet hätte. Der ein oder andere Sonnenstrahl schaut schon durch die Wolken hindurch. Uns bleibt nichts anderes übrig als eine Tafel Ritter-Sport-Schokolade aus der Notration zu opfern.
Jetzt liegen 84 km Rothaarsteig hinter uns. Das bedeutet mehr als die Hälfte ist bereits geschafft. Und schon marschiert wieder die Wandersfrau mit ihrem Hund aus der Schutzhütte der letzten Nacht wieder an uns vorbei. Sie ist wirklich schnell unterwegs, so dass wir uns mit den Mountainbikes und den Pausen ganz schön anstrengen müssen um sie hinter uns zu lassen.
Doch die folgenden Kilometer sind lange Schotterwegabfahrten auf denen auch wir schnell voran kommen. Im Schwarzbachtal probiert sich Pierre an einer Bachdurchfahrt – jetzt sind die Schuhe nicht mehr feucht, sondern nass. Ja, manchmal ist es tiefer als es aussieht.
Es ist Pilzwetter. Die Pfifferlinge, Steinpilze und auch der Fliegenpilz stehen am Wegesrand. Es ist kurz vor zwölf und der Magen knurrt. Wir erreichen die Ginsbergerheide,welche um 1568 eine wichtige Rolle bei der Befreiung der Niederlande durch die spanische Herrschaft. Auf dem Gebiet der Ginsberger Heide sammelten die Oranier sich mit 6000 Soldaten für den Krieg gegen die Spanier. Wir kehren auf der Sonnenterasse des Hotels Ginsbergerheide ein und sind erleichtert dass wir mit unserer schlammverspritzten Kleidung Platz nehmen dürfen. Nach leckerem Essen und eineinhalb Stunden Pause machen wir uns auf den Weiterweg.
Wir verpassen den Abzweiger zur Ginsburg und müssen wieder ein ganzes Stück bergab zurück fahren. Es hat sich gelohnt, denn vom Burgturm habe ich einen beeindruckenden Blick auf die Burganlage und die Umgebung.
Kurze Zeit später bin ich wieder etwas zu schnell unterwegs und fahre am Aussichtspunkt Gillerturm vorbei.
Der 15 m hohe Turm ähnelt einem begehbaren Hochspannungsmasten und belohnt uns mit einem herrlichen Rundumblick.
Jetzt geht es weiter zur Quelle der Eder. Der Weg zieht sich über Schotterpisten und Wurzelpfade stets im Tal der jungen Eder entlang. Doch die Quelle mag nicht kommen. Im sumpfigen Laubwald dann ein kleiner Rastplatz mit einem gekennzeichneten Stein. Aha – hier soll also die Ederquelle sein.
Wir streunen durch die sumpfigen Pfade, können aber keine finden. Glücklicherweise gibt es noch Hinweisschilder – die erklären, dass die ehemalige Fassung der Ederqelle zu Gunsten der ursprünglichen Lebewesen an der Quelle 1991 renaturiert wurde. Ein wenig enttäuscht keine sprudelnde Quelle, sondern lediglich ein Loch aus dem kaum sichtbar Wasser aufsteigt gefunden zu haben, machen wir uns auf den Weiterweg. Das Wetter ist noch trocken und für morgen ist Regen angesagt. Die Idee den Rothaarsteig heute bis zur Tiefenrotherhöhe zu fahren und bei Pierres Eltern zu übernachten erscheint möglich. Es würde bedeuten, dass wir heute über 70 km und mehr als 1500 Höhenmeter fahren und am Ende die Dunkelheit uns einholen könnte. Der Pfad führt teils durch dichten Wald steil bergauf.
Eine Pause zur Stärkung muss auch noch sein. Die Terrasse des Forsthaus Lahnquelle liegt direkt am Quelltopf.
Hier kehren wir ein und stärken uns für die verbleibenden 20 km mit Kaffee, Kuchen, Apfelschorle und Radler. Auch hier ist der Latte noch größer als das Radler.
Über gut fahrbare, aber durch den Regen der letzten Nacht sehraufgeweichte, Singletrails geht es im dichten Laubwald in Richtung dem Idyllischen Aussichtspunkt der Tiefenrotherhöhe. Es ist jetzt um sieben Uhr schon sehr dunkel im Wald – volle Konzentration um nicht ein tiefes Matschloch, eine hohe Wurzel oder sonstige Unwegbarkeiten zu übersehen.
An der Ilsequelle füllen wir noch einmal unsere Wasserflaschen mit dem Heilwasser. In früheren Zeiten war die Quelle für Ihr Heilwasser sehr bekannt, geriet dann aber in Vergessenheit. Hier sprudelt das eisenhaltige Wasser kräftig heraus – ganau so wie man es von einer Quelle erwartet.
Zum Sonnenuntergang erreichen wir den schönen Aussichtspunkt der Tiefenrotherhöhe.
Fast geschafft – jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bergab in Pierres Heimatdorf Fellerdillen. Rasant geht es auf Schotterwegen die 350 Höhenmeter bergab.
Wir werden herzlichen empfangen und stärken uns mit einer superleckeren Kürbissuppe, Bier und zur Verdauung noch einen selbstgemachten Kümmel-Schnaps.
Tag 4 – Westerwaldvariante Tiefenrotherhöhe – Dillenburg 58 km / 1400 Hm (5.9.17)
Strecke – Tag 4
Es regnet in Strömen. und wir freuen uns über das Frühstick im Trockenen bei Pierres Eltern. Der Regenradar zeigt eine Besserung der Wetterlage ab 11 Uhr und wir entschließen uns um 9 UHr wieder aufzubrechen. Bei leichtem Nieselregen geht es hinter dem Haus 350 Hm steil bergauf bis wir wieder den Rothaarsteig erreicht haben. Für die letzte Etappe hat man zwei Möglichkeiten. Entweder man wählt die Dillvariante ca. 22 km lange Route nach Dillenburg, oder man macht einen Abstecher im Westerwald und wählt die knapp 60 km lange Westerwaldvariante. Wir entscheiden uns für die Westerwaldvariante. Wie bereits gestern verlassen wir rasch den geschotterten Waldweg und fahren auf einem glitschigen Singletrail bergab zum Steinbach.
Wir überqueren ihn auf einer schmalen schon etwas morschen Brücke und arbeiten uns im Zick-Zack wieder 150 Hm bergauf. Wieder auf der Höhe angelankt stehen wir direkt zwischen zwei riesigen Windgeneratoren. Die langen Flügel schneiden durch den Nieselregen.
Am auch als Sinnerhöfchen benannten Platz treffen wir auf eine Schutzhütte mit einem alten Rennofen zur Eisengewinnung. In der Gegend wurde Eisenerz gefördert und in den Öfen zur Schmelze gebracht. E ist kalt und windig, sicherlich nicht der richtige Zeitpunkt eine Pause zu machen. Nach weiteren vier Kilometern und 160 Hm bergab erreichen wir den Ort Wasserscheide. Jetzt hat es richtig heftig zu regnen begonnen und der Wind bläst kräftig. Uns ist es eiskalt – das erste Hotel im Ort hat zu und wir sind froh einen Bäcker mit warmer Sitzgelegenheit zu finden. Das Personal ist sehr tolerant und lässt uns mit den eingesauten Klamotten auf die Stühle sitzen. Der Bäcker ist offensichtlich der zentrale Treffpunkt im Ort. Es kommen ältere Einwohner vom Arzt, Schulkinder … und jeder hält einen kleinen Schwätz mit den Verkäuferinnen. Nach dem wir die Kaffee und Kuchenkarte durchprobiert haben und es uns wieder warm ist machen wir uns mit den ersten Sonnenstrahlen auf den Weiterweg.
Durch Wald und über Wiesen geht es auf und ab. Die Sonne scheint etwas häufiger und wir haben wieder richtig Spaß.
Nach der Überquerung der Bundesstraße biegen wir rechts zu einer unscheinbaren Bergkuppe im Wald ab – dem Naturschutzgebiet Großer Stein. Eine Blockhalde aus riesigen Basaltsteinen, welche mit Moos überwachsen sind. Wir finden einen interessanten Pilz auf einem Ast im aufgetürmten Blockgestein.
Jetzt macht es richtig Spaß – es regnet nicht mehr und ab und schaut auch die Sonne vorbei. Von einem kleinen Aussichtspunkt oberhalb der Kaolingrube fahren wir weiter zum Siegerland Flughafen.
Das weiße Kaolin wird zur Herstellung von Porzellan verwendet. Der Rothaarsteig führt durch den Ort Liebenscheid und es mach sich schon wieder etwas Hunger bei uns breit. Leider keine Einkehrmöglichkeit, aber das Lokal Fuchskaute ist nicht mehr weit und es wurde uns gesagt dass es dort hervorragendes Essen geben soll. Am Ketzerstein scheint die Sonne der Wind frischt auf und Pierre macht noch ein paar Fotos vom Rothaarmountainbiker.
Endlich erreichen wir nach 32 km das Ausflugsziel Fuchskaute. Voller Erwartung mit großem Hunger betreten wir das toll eingerichtete Lokal und wählen einen Platz am Panoramafenster.
Ein Dank an das Personal, dass es uns mit den dreckigen Klamotten nicht gleich wieder hinauswirft. Es ist schon halb drei und die Küche hat bereits geschlossen. OK – dann gibt es nach der Kuchensession beim Bäcker eben noch einmal Kaffee und Kuchen. Die Fuchskautentorte ist ein Genuß und auch der Kaffee schmeckt bei dieser Aussicht vorzüglich.
Es liegen noch weitere 26 km bis Dillenburg, dem Ende des Rothaarsteiges vor uns. Der Weg führt idyllisch über eine Magerrasenheide. Die Heidelandschaft soll Heimat von 300 verschiedene Schmetterlingsarten sein. Die Kälte heute Vormittag hat bei mir Spuren hinterlassen. Ganz fit bin ich nicht und sehne mich schon bis Dillenburg, das Ziel unserer Rothaarsteigtour in Sicht kommt. 13 km vor dem Ziel erreichen wir den schönen Aussichtspunkt Wildweiberhäuschen.
Hier findet aktuell ein Hundeseminar statt und wir sind umringt von unzähligen grpßen, kleinen und wuscheligen Vierbeinern. Wir philosophieren wo in dem wunderschönen Panorama nun Pierres Heimatdorf liegen mag. Die endgültige Klärung muss der Fotobeweis heute Abend bringen. Pierre muntert mich auf und hat bereits an der Fuchskaute prognostiziert, dass es von nun an nur noch bergab geht. Ich lass mich überraschen. Ja – kaum zu glauben , aber es geht noch unzählige Male bergauf – da bin ich auf den alte Kindertrick reingefallen. Die Landschaft über Wiesen kleine Wäldchen ist lieblich und schön. Der Letzte Anstieg, oder vielleicht vorletzte, oder vorvor … Anstieg auf den Kornberg ist vor uns. Herrliche Aussicht – einige Meter weiter vom Taunusblick auch in den Taunus – aber heute bei dicker Bewölkung eher nicht. Langsam geht es immer weiter bergab und über einen großen Erlebnisspielplatz am Tal Tempe erreichen wir nach Überquerung der Bundesstraßenbrücke schließlich über einen unscheinbaren Pfad die Stadt Dillenburg. Es sind nur noch wenige Meter zum Gestüt mitten in der Stadt.
Um dieses landeseigene Gestüt Dillenburg gibt es aktuell eine heftige Diskussion. Die Schließung ist wohl bereits beschlossen. Es ist kurz vor sieben am Abend und selbst die Fußgängerzone ist wie ausgestorben.
Wir machen uns auf die Suche nach dem letzten Zeichen – der Endmarkierung des Rothaarsteiges. Um ein Haar wären wir wieder in die Dillvariante, den Rothaarsteig in die andere Richtung weitergefahren. Doch dann lesen wir, dass am Bahnhof Dillenburg das offizielle Ende des Rothaarsteiges sein soll. Also fahren wir zum Bahnhofsplatz. Umrahmt von sechziger Jahre Architektur zeigt sich der schmucklose Bahnhof. Weit und breit kein offizielles Rothaarsteig-Endzeichen. Schade dass ein so idyllischer und erlebnisreicher Weitwanderweg, so unspektakulär zu Ende geht. Eine nette Passantin macht noch ein Abschlussbild von den Mountainbkern und dann biegt auch schon das Shuttletaxi der Familie Kring um die Ecke und bringt uns zurück in die beste „Radlpension“ der Welt.
Es liegen 200 km und in Summe 5100 Hm hinter uns. Ein super schönes Erlebnis mit durchaus sportlichem Charakter. Die vielen Singletrailpassagen lassen das Naturerlebnis etwas in den Hintergrund rücken.
Abschließend sei noch bemerkt, dass sowohl die Frontroller-Gepäckvariante, wie auch die Satteltaschenvariante perfekt funktionierten und es keine Defekte gab. Wenn gleich die Frontrollervariante bei der Gewichtsverteilung in steilen Passagen bergauf einen Vorteil bot.
Hallo Ihr Zwei! Bitte mal ein Foto von einem „Bierchen“ einstellen. Man erzählt sich, die Gläser in Hessen wären etwas kleiner als die in Bayern.
Grüßle aus der Heimat
Stef
Is drin und besseres Beweismaterial folgt.
Hallo Ihr Beiden,
viele liebe Grüße aus dem Perigord. Wir haben hier noch schöne 25 Grad und werden morgen Kanu fahren auf der Dordogne.
Detlev möchte gerne in den Mitgliederbereich gucken.
Strampelt tapfer weiter!!
Laura, Detlev und Sabine
Hallo zusammen !
wünsch euch viel Spaß und gutes Wetter 🙂
Vg
Onur
Danke Onur. Das Wetter ist noch ausbaufähig.
Hiere rechnet es jetzt gerade ?