Off The Beaten Track – Travelblog

Trans Slovenia – MTB

Slovenien – Trans-Slovenia – von Arnoldstein nach Piran

 

 

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Übersicht

Start 29. September 2018.
Von der österreichischen-slowenischen Grenze an die Adria radeln – das ist das Programm unserer diesjährigen Mountainbike Tour. Sucht man ein wenig im Internet, dann stößt man recht schnell auf präzise ausgearbeiteten Tourenvorschläge von Uli Stanciu und dessen Buch Trans Slovenia. Der Weg über die Julischen Alpen an die Adria ist weniger populär als die ein oder andere Transalp. Für Helmut und mich genau das Richtige um Anfang Oktober noch etwas in den Bergen mit dem Rad unterwegs zu sein. Nicht zu touristisch und kommerzialisiert, nicht zu hoch wegen den ersten Schneefällen so die Wunschvorstellung für eine ideale Mountainbikewoche im Herbst. Die Etappen haben wir aus den excellenten Beschreibungen von Uli Stanciu’s  Buch Trans Slovenia zusammengestellt. Gewählt wurden überwiegend die schwereren Varianten. Daraus ergeben sich sieben Etappen mit ca. 10000 Hm und 380 km Länge. 

An dieser Stelle noch einige Worte zu den GPS-Tracks (GPX Daten). Üblicherweise könnt Ihr in meinem Blog alle gefahrenen Strecken als GPX Files über GPSIES herunterladen. Die hier gefahrene Tour Trans Slovenia entspricht exakt einer Auswahl der von Uli Stanciu perfekt gescouteten (schweren / mittelschweren) Trans Slovenia Route. Ohne exakte regionale Kenntnisse wären diese ausgefallenen Trailrouten sicherlich nicht entstanden und für uns nur halb so schön. Mit Respekt vor Uli’s Geschäftmodell und der Hoffnung dass er noch weitere tolle Routen scoutet bitte ich Euch die Tracks von der Seite https://www.bike-gps.com/ herunter zu laden. 

Die Etappen:

Etappe 1:  Arnolstein – Kranjska Gora 25 km / 1039 Hm (Penzion Livada)

Etappe 2: Kranjska Gora – Bovec 50 km / 1100 Hm ( Hostel Soca Rocks)

Etappe 3: Bovec – Kobarid 40 km / 1390 Hm (Frerigs Prenocisci)

Etappe 4: Kobarid – Tolmin 37 km / 1390 Hm (Hostel Hildegarden)

Etappe 5: Tolmin – Solkan 66 km / 1840 Hm (Accomodation Primula)

Etappe 6: Solkan – Lipica 70 km / 1443 Hm- (Hotel Maestoso)

Etappe 7: Lipica – Piran 66 km / 1430 Hm (B&B Miracolo di Mare)

 

 

Rücktransport:

Für den Rücktransport haben wir uns für eine schnelle Punkt zu Punkt Verbindung per privat Shuttle entschieden. Für die Strecke Hotel Piran nach Parkplatz Arnoldstein benötigt Taxi Piran zweieinhalb bis drei Stunden (Preis war für uns 220 €). Anschließend noch fünf Stunden mit dem Auto nach Ingolstadt. 

 

LINKS:

Allgemeine Informationen zur Trans-Slovenia

Uli Stanciu Buch Trans Slovenia – https://www.bike-gps.com/

 

 

Reisevorbereitung

Gewichtsoptimierung steht an erster Stelle. Die Erfahrung aus der letztjährigen Tour auf dem Sentiero della Pace (Friedensweg) in Südtirol haben ergeben, dass wir einige Dinge zu Hause lassen werden. Knie- und Armschoner sind auf der Trans-Slovenia unserer Meinung nach nicht zwingend erforderlich. Notwerkzeug und Fahrradschloss verwenden wir zusammen. Dafür kommt die Badehose mit ins Gepäck. Regenkleidung, etwas Proviant und Schlafzeug müssen in den 30 Liter Bikerucksack passen. Die Navigation erfolgt mit einem redundanten System aus Android (osmand + App) Smartphone + Powerbank (10000 mAh) verbunden über USB Magnetkabel und per Fin-Silikon Bikehalterung am Lenker befestigt. Falls etwas zerstört wird oder den Geist auf gibt haben wir ein zweites System im Gepäck. Wasserdichter Foto und das übliche Radlzeug wie Helm, Handschuhe, Sonnenbrille, -creme, Werkzeug und einige Schläuche, sowie ein Mantel dürfen natürlich nicht fehlen.

 

Tag 1 – Arnoldstein – Kranjska Gora  28 km / 1057 Hm (29.09.18)

6:00 Uhr Abfahrt  und dann über München – Salzburg – Tauernautobahn direkt nach Arnoldstein in Kärnten. Der Friedhofparkplatz ist nicht nur ruhig gelegen, sondern auch kostenfrei und damit unser Startpunkt für die Trans-Slovenia 2018. An der Kirche in Arnoldstein werden gerade die Vorbereitungen für das Erntedankfest getroffen, die Tische sind mit Blumen geschmückt.

Arnoldstein Kirche Vorbereitung Erntedankfest

Die Freude währt nur kurz denn hinter der Kirche geht es auf einem asphaltierten Fußweg steil bergauf zum Ort Seltschach. Dort passieren wir die Talstation der Dreiländer-Sesselbahn, leider außer Betrieb. Die ersten 150 Höhenmeter sind geschafft. Wir verlassen die Hochebene und folgen der Forststraße hinauf zur Dreiländereckhütte. 700 weitere Höhenmeter mit teils kräftiger Steigung. Kurz vor dem Ziel kommt ein österreichischer E-Bike-Almöhi entgegen mit Top E-Bike aus der fünftausend Euro Klasse. Ein echt netter Kerl – will uns erklären wie wir mit unseren Steinzeit-Hardtails möglichst ohne Wurzel und Bodenwelle auf der Forststraße ins Tal nach Kranjska Gora kommen. Wir hören brav zu, verabschieden uns freundlich und wissen genau, dass Uli Stanciu eine herrlich anspruchsvolle Singletrailabfahrt für diese erste Etappe gescoutet hat. In der Dreiländereckhütte lohnt es sich eine kurze Rast einzulegen und sich für die Weiterfahrt zu stärken.

Dreiländereckhütte

Nach Radler, Almdudler und Kaffee – ups ein Kuchen war auch noch dabei – geht es auf der Forststraße weiter zum Gipfel Dreiländereck (Österreich, Italien, Slowenien).

Dreiländereckgipfel

Vom Grasgipfel hat man zwischen den Liftanlagen einen weiten Blick ins Galtal, zum Osiacher See und zu den Gipfeln der Julischen Alpen. Kurze Fotosession und los geht es bergab in den kurvenreichen Singletrail. Wir passieren eine kleine private Schutzhüte, welche treffend Dreiländertürhütte getauft wurde.

Dreiländertürhütte

Wir passieren auf der Forststraße eine riesige Betonmauer, die sich dann als Festung aus dem Ersten Weltkrieg herausstellt.

Festungsanlage

Die Abzweigung von der alten Militärstraße in den Singletrail hätten wir fast verpasst. Im Abfahrtsrausch zischte es plötzlich am Hinterrad. Ja – der Reifen verliert Luft und zwar ziemlich schnell. Das Corpus Delicti findet Helmut wenige Meter oberhalb auf dem Trail. Ein dicker spitzer Drahtabschnitt vermutlich aus dem Ersten Weltkrieg.

Corpus Delicti – Eisenraht

Zwangspause – Schlauchtausch und weiter geht es auf dem verwurzelten Trail, aber immer gut fahrbar hinunter ins Tal nach Retece.

Schlauchwechsel

Am Restaurant Mojmir scheint noch die Sonne auf die Terrasse und wir freuen uns auf unser erstes Urlaubsbier. Das Union Bier stillt nicht nur den Durst, sondern schmeckt auch richtig lecker.

Restaurant Mojmir

Von hieraus sind es nur noch 6,5 km zum Skiweltcupabfahrtsort KanjskaGora. Wenn gleich wir schon spektakulärer Skiabfahrten gesehen haben. Ein hübscher Ort mit einer Fussgängerzone und, gaaaanz wichtig, einem Fahrradladen.

Kranjska Gora

Dort beschaffe ich mir einen Ersatzschlauch  Helmut freut sich über unsere edle Unterkunft Pension Livada.

Pension Livada

Abendessen in Kranjska Gora ist, bei mehr als zehn Restaurants kein Problem. Die Gastgeberin empfiehlt uns Gostilna pro Martiu. Alles gut und lecker. Das nächste Abenteuer darf kommen. Wir freuen uns auf morgen. 

 

Tag 2 – Kranjska Gora – Soca  Quelle – Bovec 56 km / 1400 Hm (30.09.18)

 

Klasse Pension Livada – gestärkt mit einem tollen Frühstück starten wir um 8:45 Uhr von Kranjska Gora in Richtung Triglav Nationalpark und Vrsic Pass.

 

Ein kurzes Stück Fahrstraße und schon geht es malerisch am Pisnica Flüsschen entlang.

Morgenstimmung am Bach

Nach circa vier Kilometer heißt es zum ersten Mal furten. Ja – die Füße sind Naß geworden.

Ja es gab nasse Füsse

Kurz nach der Wasserdurchfahrt geht es auf die Passstraße. Landschaftlich eine absolute Genußstrecke, fahrtechnisch im Ausflugsverkehr auf der Asphaltstraße wenig lohnend.

Alternatives Verkehrsmittel

Endlich, vier Kilometer vor dem Ziel wurde für die weitere Straßen Führung ein neuer Weg gefunden, so dass wir der alten, teilweise verfallenen Militärstraße folgen. Im oberen Teil lässt der Baumbestand nach und wir fahren wie auf einem Grasteppich bergauf.

Alte Militärstraße – Russenstraße

Auf 1750 m erreichen wir die geschlossene Alpenvereinshütte und einen wunderschönen Aussichtspunkt. Offensichtlich ist die Zivilisation nicht fern, denn eine Reisegruppe Amerikaner trampelt für Ihr Gruppenfoto zwischen unseren Kleidern und Fahrrädern herum.

Aussichtspunkt – noch ohne amerikanische Touristen

Die Berge sind so groß, doch das beste Foto gibt es nur da wo sich zwei Biker ausruhen. Bei der Besprechung der weiteren Fahrtroute haben wir die geniale Idee, anstatt der empfohlenen Route über die asphaltierte Passstraße, dem alten Militärweg zu folgen – ein grober Fehler.

Latschenkieferkampf

Der Weg existiert nur noch ansatzweise. Nach 500 m durchpflügen wir ein Latschenkieferdickicht und verschiedene Absätze. Nach 1 km im Outback und 100 verlorenen Höhenmetern kehren wir um. Alles wieder bergauf und nebenbei erfahren, dass im gesamten Triglav Nationalpark das Biken abseits der Fahrstraße verboten ist.

Biken verboten – tragen OK

Auf der Fahrstraße geht es rasant bergab. Mit dem Rad geht das wirklich super schnell – wir überholen noch einen Motorradfahrer bis wir in einer Kehre nach rechts zur Soca Quelle abzweigen. Als Paddelguru ist es für Helmut Pflicht, den Ursprung des Baches zu erkunden, welchen er schon unzählige Male hinunter gepaddelt ist. In der Beschreibung der Trans Slovenia als wenig lohnend beschrieben, ist die Soca Quelle für uns heute ein absolutes Highlight. Wichtig ist dass man am Restaurant noch den nicht ganz einfachen Fußweg mit Seilsicherung bis zur Soca Quelle weiter geht bzw. klettert. Im „sicheren“ Deutschland wäre der Weg als Einsteigerklettersteig klassifiziert.

Weg zur Soca Quelle

Die Soca entspringt am Ende des Steigs aus einem ca. fünf Meter tiefen Loch in Ihrer unverwechselbaren türkisen Farbe. Nicht nur die Farbe der Soca ist einzigartig, sondern auch der Geschmack des mineralhaltigen Wassers.

Soca Quelle

Am Wirtshaus stärken wir uns mit einer Pilzsuppe und rauschen dann wieder hinunter zur Passstraße, die auch Russenstraße genannt wird. Beim Bau der Straße in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg wurden tausende russischer Gefangenen als Arbeiter eingesetzt. Als im Winter eine Lawine mehr als hundert Todesopfer forderte wurde die Straße zum Gedenken Russenstraße getauft. Die Aspahaltstraße an der Soca entlang ist landschaftlich ein Schmankerl, aber wir würden noch gerne einen Trail fahren. Fünf Kilometer vor Bovec führt der Weg auf Schotter und über einige der typischen Socabrücken abseits der Fahrstraße malerisch an der Soca entlang.

Die Brücken sind ein Erlebnis für sich. Beim befahren der Hängebrücken kommt es rasch zu Resonanzerscheinungen, so dass man aufpassen muss nicht über das oberste Halteseil katapultiert zu werden. Die Bodenbretter weisen auch einige Lücken auf, welche aber mit entsprechend großer Bereifung ausgeglichen werden können.

Soca Brücke

Bei der letzten Brücke streife ich mit dem linken kleinen Finger die Stütze. Ups, der eh schon dicke Finger wird noch dicker und es hilft nur noch die Rescuesalbe von Helmut und ein Bier in der Tennisbar von Bovec. Fast geschafft. Nur noch wenige Meter bis zum Hostel Soca Rocs.

Hostel Soca Rocks

Gemeinschaftsunterkunft im Jugendherbergsstil – echt lässig – auch das nur 140 cm breite Bett, welches wir uns heute Nacht teilen. Helmut ist sehr zufrieden, denn unser Bett steht unter einem riesigen Soca Paddlerbild – Gott sei Dank wurde das richtige Zimmer gebucht.

… unser Zimmer

Wir gönnen uns noch einige typische Slowenische Köstlichkeiten zum Abendessen und dann gegen elf Uhr ins Bett. 

 

Tag 3 – Bovec – Kobarid  47 km / 1410 Hm (01.10.18)

 

Bovec schläft noch, als wir gegen acht Uhr aufbrechen. Für heute ist ab Mittag kühles Regenwetter vorhergesagt. Zu Beginn keine Asphaltstraße, sondern ein schöner Schotterweg durch die hügeligen Wiesen um Bovec.

Bovec Umland

Wir treffen wieder auf eine Asphaltstraße, was bei Helmut einen Abbiegereflex auslöst. Ziel, der entfernt sichtbare Wasserfall am Berg. Nur mit viel Überzeugung und dem drohenden Mittagsregen bringe ich ihn von der Idee ab. Schon bald befinden wir uns auf einer fünf Kilometer langen und wenig befahrenen Passstraße in Richtung Italien.

Passstraße nach Uccea Italien

Bei Kilometer 5,5 biegen wir auf eine alte Militärstraße ab. Auf grobem Schotter geht es nun endlose sechshundert Höhenmeter hinauf.

Endlose Militärstraße

Zu unserer Überraschung werden wir auf dem Teilstück von zwanzig VW Bullis überholt.

Bullis Offroad

Ein kurzes Gespräch beim Abkühlen – wir unseren heißen Kopf, die Bullifahrer den luftgekühlten Motor – ergab, dass der Bulli-Verein jedes Jahr eine Tour organisiert bei der wilde Straßen in den Bergen durchpflügt werden.

Abkühlpause

OK – für uns bleibt eine Benzinwolke und die Erkenntnis, dass uns mehr Spaß macht den eigenen Puls zu spüren, den eigenen Atem zu hören, als das Aufheulen des überlasteten Motors eines für diese Wege ungeeigneten VW Bulli. Gegen zwölf Uhr erreichen wir Planina Bozca auf 1410 üNN.

Planina Bozca

An der Alm um die Ecke wirft Helmut alle nassen Kleidungsstücke von sich und hängt sie an der Wäscheleine auf. Leider ist die Alm nicht bewirtschaftet, so dass sich unser Mittagessen auf Powerbars und Müsliriegel beschränkt.

Die Sonne verschwindet und von Süden drücken dunkle Wolken an den Berg. Der Wind frischt auf und wir packen unsere Sachen zusammen und starten zur Abfahrt ins Soca Tal. Der erste Teil über Almwiesen auf einem Schotterweg mit herrlichem Tiefblick ins Tal fliegt förmlich an uns vorbei.

Abfahrt ins Soca Tal

Doch an der Baumgrenze steigen wir in den Singletrail ein, der zu Beginn an einigen Stellen für uns etwas zu steil und verblockt ist. Doch nach und nach wird er richtig flüssig fahrbar und wir haben riesig Spass. Leider beginnt es auf halber Strecke zu regnen.

Feuersalamander kommen bei Regen aus der Deckung

Jetzt sind die sonst griffigen Steine und Wurzeln spiegel glatt. Das Abenteuer beginnt. Schieben ist keine Alternative, da man mit den Schuhen auf dem steilen Steintrail noch mehr rutscht. Wir rutschen ins Tal nach Trnovo. Der Regen hat fast aufgehört und wir entscheiden uns für den Weg über Magozd und den herrlichen Wasserfall Veliki Kozjak nach Kobarid zu fahren. Wir überqueren die spektakuläre Hängebrücke am Paddel- und Campingentrum Trnovo.

Hängebrücke bei Trnovo

Selbst bei regnerischen Wetter hat die Soca ihre unverwechselbare türkise Farbe.

Soca

Noch einmal geht es auf einem Schotterweg zweihundert Höhenmeter bergauf. Wir treffen auf einen Bäckergessellen auf der Walz. Er hält die Tradition des Bäckerhandwerks hoch und geht drei Jahre und einen Tag auf Reise, arbeitet für Kost und Logis bei dem ein oder anderen Bäcker. Wir haben das selbe Ziel – die Adriaküste.

Bäcker auf der Walz

Im Ort Magozd biegen wir ins Tal nach Kobarid ab. Eine willkommene Erfrischung bekommen wir am Spontanrastplatz „Fresh Drinks“ auf self-service und self-donate Basis.

Erfrischungsstation

Im unteren Drittel der Trailabfahrt zweigen wir nach links zum kleinen Canyon des Veliki Kozjak ab. Sehr, sehr beeindruckend und idyllisch liegt der Wasserfall umgeben von einem Felstrichter am Ende der Schlucht.

im

Veliki Kozjak

Slowenien nimmt die Erhaltung der Natur und Sehenswürdigkeiten sehr ernst. Aus diesem Grund ist an dem Wasserfall das Baden und Schwimmen verboten. Vor zwanzig Jahren war das noch nicht der Fall – seiner Zeit hat Helmut unter dem Wasserfall eine Dusche genommen. Unser Weg führt uns am malerischen Bachlauf entlang bis zur Soca. Die Napoleonbrücke ist ein historischer, strategischer Übergang an der engsten Stelle der Soca. Napoleon hatte diesen Übergang bei seinem Feldzug in Richtung Predel gewählt – daher der Name. Im Ersten Weltkrieg sprengten die Österreicher die Brücke, die Italiener bauten sie später wieder auf.

Napoleon Brücke bei Kobarid

Um auch den kulturellen Teil unserer Reise nicht zu vernachlässigen besuchen wir in Kobarid das Erster Weltkrieg Museum. Wirklich empfehlenswert. Mit vielen Bildern und Auszügen aus Tagebüchern, sowie Fundstücken wird die Grausamkeit und Sinnlosigkeit der Isonzoschlachten in den Jahren 1915 – 1917 in der Region dargestellt. Sehr nachdenklich und mit einem anderen Blick auf die Bergregion mit den von uns heute so gern genutzten Militärstraßen verlasse ich das Museum.

Erster Weltkrieg Museum

Heute übernachten wir in Federigs Pension. Neu, sauber, aber leider ist die hauseigene Pizzeria bereits für diese Saison geschlossen. So gehen wir in Kobarid in die Ersatzpizzeria und lassen den Abend in der Bar im Zentrum ausklingen. Es regnet – hoffentlich hört es in der Nacht auf so dass wir morgen einen trockenen Tag haben. 

 

Tag 4 – Kobarid – Tolmin  38 km / 1520 Hm (02.10.18)

 

Frühstück – für uns sehr wichtig, weil es in den kommenden Tagen unterwegs keine Einkehrmöglichkeit gibt. Leider sind nur wenige Gäste in Federigs Pension untergebracht – unser Hunger zeichnet sich schneisenartig im Frühstücksbuffet ab. Erst geht es die Asphaltstraße mit angenehmer Steigung 250 Höhenmeter  nach Dreznica hinauf. Es ist ein Bergort weiter von dem wir gestern zum Wasserfall abgefahren sind. Auf halber Höhe trauen wir unseren Augen nicht. Die Berghänge sind bis auf 1800 m von Schnee bedeckt.

Deznica Kirche

Mit jeder Kurve wird das Fotomotiv besser. Die weiße, markante Kirche von Dreznica mit den verschneiten Bergen und dem blauen Himmel im Hintergrund ist eine unglaubliche Kulisse. Mit verlassen der Fahrstraße geht der Weg rasch in einen Pfad über. Alles ist nass, glitschig und schlammig. Die Steigung oft zu groß um noch  vernünftig Grip zu bekommen.

Glitschig, steil = Rad schultern

So kämpfen wir uns Meter um Meter nach oben. Die Räder sind vom Schlamm zugesetzt und wir sind froh als wir die erste namenlose Anhöhe auf ca. 950 m erreichen. Bei der folgenden Abfahrt wird der Blick auf die noch von Wolken verhangenen Berggipfel frei. Die Bergwelt zeigt sich heute von einer fantastisch schönen Seite.

Panorama

Leider ist die Abfahrt viel zu schnell vorbei und wir treten weiter zum hoch oben liegenden Ort Krn.

Nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Berggipfel. Dies ist mir heute Morgen in Dreznica passiert, als wir die Räder 100 Höhenmeter einen steilen Bergpfad hinauf geschultert haben um dann fest zu stellen das wir gerade dabei sind den 2245 m hohen Berg Krn zu besteigen.

… es ist so schön hier

Es ist zwölf Uhr und die Straße führt steil bergauf zur Kirche von Krn und weiter zu Abzweigung Planina Kuhinja. Jetzt geht es erst richtig zur Sache. Auf schmalen und steilen Pfaden kämpfen wir in Richtung dem höchsten Punkt unserer heutigen Etappe – Pretovc.

Trail

Plötzlich passiert es – ebener, schmaler unspektakulärer Pfsd, eine Unachtsamkeit, das Vorderrad rutscht etwas und Helmut überschlägt sich nach rechts über kantige Gesteinsbrocken und Gehölz. Schrecksekunden – kein Foto – doch dann flucht er wie ein Rohrspatz. Es fliegen viele Schimpfwörter durch den Bergwald. Wenn die Flüche lauter sind als die Schmerzen – dann ist alles noch einmal gut gegangen. So ist es dann auch – kleine Schürfwunden aber nichts Ernstes.

Bemerkenswert empfinde ich Helmuts Meinung zu den zwei umgebogenen Zähnen am großen Zahnkranz, welche ich brechen und abfeilen möchte – „… lass nur den großen Zahnkranz vorne brauch ich auf der Tour eh nicht mehr! ?“ Alles klar den Humor hat er nicht verloren. Die Abfahrt über die von Kühen beweideten Almwiesen macht jetzt richtig Spaß. Kleiner Wermutstropfen unser Kleider, Schuhe und Räder haben jetzt eine  sehr eigenartigen Geruch. Eine Mischung aus Schweiß und Kuhschei… Naja man kann eben nicht immer gewinnen. Von den Bergen herunter erreichen wir die Heiliggeistkirche Javorca. Eine Holzkirche, die 1916 als einzige Gedenkstätte für die österreichisch-ungarischen gefallenen Soldaten im Ersten Weltkrieg erichtet wurde.

Heiliggeistkirche Javorca

Weiter geht es rasant bergab bis kurz oberhalb der Tolmin-Schlucht. Dort biegen wir in den Serpentinentrail zum Eingang der Schlucht ab. Ups – aus der relaxten Besichtigung wird wohl nichts. Um die schönsten Ausblicke der Schlucht zu sehen muss man knapp vier Kilometer und 150 Höhenmeter wandern. Es ist halb fünf Uhr und wir entscheiden uns für den Besuch. Absolut lohnensert.

Tolminka Schlucht

 

 

 

 

 

Tolminka Schlucht

Nach wenigen Kilometern erreichen wir Tolmin und unsere Unterkunft Hostel Hildegarden – nett, modern und sauber. Im Ort gibt es nur zwei Restaurants. Wir wählen die Pizzeria Soca 2002. Wir nehmen Platz und können es kaum glauben. Hinter unserem Tisch steht die Kraxe von unserem Beckergesellen, welchen wir heute Nachmittag bereits kurz nach Krn wieder getroffen haben. Nach wenigen Minuten kommt auch er zu uns und wir unterhalten uns sehr intensiv über das Leben auf der Walz. Ein Abschiedsfoto und wir gehen zurück in unsere Unterkunft. Ein toller erlebnisreicher Tag mit zum Glück gutem Ausgang. 

Tag 5 – Tolmin – Solkan  71 km / 1860 Hm (03.10.18)

 

 

Frühstück Self-Service. Wer früh los möchte macht sich Hotel Hildegarden sein Frühstück selbst.

Gemeinschaftsraum Holstel Hildegarden

Um kurz vor halb Neun starten wir zur längsten und anstrengenden Etappe in Richtung Smartno und Solkan. Es ist kalt und Nebelschwaden überdecken Tolmin. Wir verlassen Ort auf der Hauptstraße in Richtung Kobarid um dann nach Überquerung der Soca nach links zurn Bergstraße auf den Koloverat abzubiegen. Die asphaltierte, kaum frequentierte Bergstraße zur Platena ist heute wesentlich angenehmer als die gestrigen teils steilen Trailpassagen bergauf. Die Straße bekommt von uns den Namen „Straße der toten Feuersalamander“. Leider liegen unzählige dieser sich so tolpatschig bewegenden Tiere in flacher Form plattgefahren auf der Straße.

Straße der toten Salamander

Hier und da hat man einen Tiefblick auf Tolmin und den gegenüberliegenden, gestrigen Streckenabschnitt über das Bergdorf Krn.

Blick über Tolmin

Um halb zwölf erreichen wir den höchsten Punkt unserer heutigen Etappe, Platena auf 1000  m und nur 200 m von der italienischen Grenze entfernt.

Auf der Asphaltstraße geht es rasch mehrere hundert Höhenmeter bergab und wir sind froh dass uns die Sonne etwas wärmt.

Soldatenhelm – Fundstück aus dem Ersten Weltkrieg

Langsam verlassen wir das Gebirge und kommen in einen Übergangsbereich aus Wald und Buschwerk. Es ist sehr einsam hier. Keine Autos (Gott sei Dank) und die Orte haben meist nicht mehr als 20 Häuser. Es geht ständig bergauf und bergab.

Trail

Das Klima wird milder, die Berge sind nur noch Hügel. Wir können uns nicht vorstellen, wie in  diese Landschaft noch weitere 700 Höhenmeter bis zu unserem Tagesziel zusammen kommen sollen. Wir passieren kleine Bergdörfer und haben einen herrlichen Ausblick in das flache Land an der Adria Küste.

Kirche auf dem Weg

Heute Morgen gab es ausgiebige Pausen, so dass wir nun Strecke machen müssen. In der Gegend  bis nach Dobrovo ist es sehr einsam. Es wechseln sich Straßen mit klasse befahrbaren Trails ab. Der Blick auf das GPS-Gerät ist wichtig, da die Pfade meist unkenntlich nach rechts oder links abzweigen.

Wiesentrail

Insgesamt aber ein dickes Lob an Uli Stanciu und sein Team, die diese Tolle Route mit den interessanten Tracks ausgesucht haben. Nahrungs- und Wassermangel machen sich bei uns bemerkbar und Helmut fragt einen örtlichen Weinbauern nach etwas Wasser. Der gibt ihm einen Schlauch und schlägt vor die Flasche mit einem guten Roten zu füllen. Um unser Etappenziel, das Hotel Primula in Solkan nicht zu gefährden, lehnen wir dankend ab. Wir fahren jetzt mitten im Weinanbaugebiet auf und ab. Mal über angenehme Schotter- und Asphaltwege und mal über einsame Wiesentrails.

Bremsstaub auf den Belägen

Um halb vier erreichen wir schon etwas gezeichnet von der Etappe den Ort Dobrovo mit seiner markanten Burg.

Dobrovo Burg

Ein Kaffee wäre jetzt genau das richtige. Vielleicht im Schloss? Über den Haupteingang erreichen wir die Schlossgaststätte, die Räder unterm Arm – so stapfen wir auf die Terrasse, wo sich die Belegschaft amüsiert. Sieben Stunden gab es keine Einkehrmöglichkeit und wir freuen uns auf Kaffee Strudel und ein Radler.

Dobrovo Burggaststättei

Auf der stark befahrenen Straße treten wir weiter in Richtung dem angeblich schönsten Ort der Gegend -Smartno (St. Martin).

Blick auf Smartno

Radfahren auf stark befahrenen Straßen ist in Slowenien nicht ungefährlich. Überholt wird nach dem Prinzip „wird schon gut gehen“. Smartno ist wirklich ein  Besuch wert. Schön hergerichtete kleine Gässchen und verwunschene Ecken.

Innenstadt Smartno

Bei uns ist gerade der Benefitzstadtlauf am „Laufen“. Weiter geht es immer leicht bergauf und bergab über den Bergrücken Sabotin in  Richtung Solkan. Auch hier gibt es den ein oder anderen Singletrail zu fahren und wir überqueren für ein kurzes Stücke die italienische Landesgrenze. Endlich gegen halb sieben, nach zehn Stunden sehen wir von der Soca-Brücke bei Solkan unsere Unterkunft Primula in der ehemaligen Gondelstation zum, Ort Sveta Gora.

Eisenbahnbrücke Solkan und Blick auf Hotel Priola

Diese war nur bis 1975 in Betrieb. Das Abendessen im edlen Restaurant ist ein Hochgenuss und sehr zu empfehlen.

Hotel Primula in der ehemaligen Gondelstation

Mit schweren Beinen und mit einiegen Glässern des lokalen Rotweins gehen wir in der Gondelstation in unser Bett. 

 

 

Tag 6 – Solkan – Lipica Gora  71 km / 1300 Hm (04.10.18)

 

Wie bereits beschrieben gibt es im coolen Gondelhotel Primula kein Frühstück. Ein Zimmerkaffee und Brioche müssen für den Start ausreichen. Es ist halb acht als wir im nächsten Morgen in Solkan die erste Frühstücksgelegenheit im Hotel Sobatim ergreifen. Kulturschock – Pauschalbusreisetouris kämpft am Buffett um die besten Happen und den schnellsten Kaffee. Wie üblich radeln wir um halb neun los. Solkan und die anschließende größere Stadt Nova Gorica sind nach der Abgeschiedenheit in den Bergen erst einmal etwas gewöhnungsbedürftig, aber nicht abstoßend. Nach dem hübschen Bahnhof führt der Radweg direkt an der slowenisch-italienischen Grenze entlang.

 

Bahnhof Nova Gorica

Fest im Blick haben wir einen Hügelzug, welcher sich in südlicher Richtung vor uns aufbaut. Bevor wir jedoch dort einsteigen bekomme ich von Helmut noch eine Biologieunterweisung in Sachen Früchte. Meine neue Lieblingsfrucht ist ab sofort die Kaki, wächst hier an jeder Ecke an bis zu 10 m hohen Bäumen und ist leider noch zu grün um probiert zu werden.

Kaki Frucht

Bald geht es über eine Behelfsbrücke, nein besser gesagt über eine Befestigungstrasse für Wasserleitungen über die man gerade noch so sein Fahrrad schieben kann.

Schon bald geht es wieder bergauf und wir durchqueren wunderbar herbstlich gefärbte, von Sträuchern und Büschen durchsetzte Wiesen.

Herbststimmung

Das erste Ziel, der Aussichtsturm Cerje ist schnell erreicht. Es bläst ein kräftiger Wind aus Ost.

Cerje

Ein teils grober Schotterweg führt auf und ab entlang der Bergkette bis zum letzten und höchsten Gipfelchen – dem Trstelj (643 m). Zum ersten Mal können wir die Adria nicht nur erahnen, sondern richtig mit Ufer und Schiffen erkennen. Die Aussicht ist phantastisch, leider ist es etwas diesig so dass es auf einem Foto nicht vernünftig abbildbar ist.

Auffahrt zum Trstelj

Flott über grobe Steinpfade geht es bergab. Schon bald erreichen wir eine verwilderte Wiesenregion mit flachem Buschwerk. Der richtige Trail ist nur noch mit den GPS Daten auffindbar. Die alten Pfade werden heute in dieser verlassen Gegend kaum mehr begangen.

Alte Bauernwege

Plötzlich ein Knall und massiver Druckverlust am Hinterreifen von Helmuts Rad. OK – wir erledigen hier in der Pampa gleich den kleinen Service. Schlauchwechsel, und Bremsbelagwechsel. Alles geht Hand in Hand und nach einer Viertelstunde fahren wir weiter auf geheimnisvollen, verwunschenen Trails

… kleiner Service

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Wir erreichen den kleinen Ort Rubije in dem Helmut seine Wasserflasche füllen lässt.

Wasser auftanken

Immer weiter arbeiten wir uns durch das wasserarme, einsame Karstgebiet. Die Trails sind top gescoutet und man würde keinen dieser abwechslungsreichen Wege ohne einheimische Hilfe finden.

Einsame Trails

Langsam wird der Wunsch nach einem Kaffee oder Radler stärker.

Tatsächlich erreichen wir den Ort Komen gegen halb drei und entdecken eine  hübsche Bar mit leckerem Kaffee, Bruscetta und Schinkenplatte.

Bar in Komen

Gut gestärkt packen wir die nächsten 33 km an. Der Hintern brennt, die Beine werden schwer, doch wir werden es schaffen. Die Landschaft und der Weg entlohnen.

Herrliche Wege

Auf einsamen Waldwegen erreichen wir die größere Stadt Sezana. Nur noch vier Kilometer dann haben Lipica unser Etappenziel erreicht. Bekannt ist der Ort durch das gleichnamige Gestüt, welches die weltbekannten Lipizzaner Pferde züchtet.

Lipizzaner

Hier ist alles auf Massentourismus getrimmt. Golfplatz, Lipizzaner Gestüt mit Pferdeshow und natürlich die einzige Übernachtugsmöglichkeit unser Hotel Maestosso. Sonst passt es aber. Das Abendbuffett wurde leider schon von den Buspauschalreisenden geplündert. Wenn ich mir die Essensreste auf den Tellern ansehe, ist es wohl bei dieser Art von Tourismus sehr wichtig erst einmal alles, oder sehr viel auf dem eigenen Teller zu haben, so dass es, falls es unerwarteterweise doch schmecken sollte kein anderer wegschnappen kann. Schade so ging einiges was wir vielleicht gerne gegessen hätten in den Müll. Genug gemeckert – wir sind satt geworden und lassen diesen abwechslungsreichen Tag bei einem Glas Bier Revue passieren. 

 

 

 

Tag 7 – Lipica – Piran  71 km / 1350 Hm (05.10.18)

 

Wenn wir schon direkt am Gestüt der bekannten Lipizzanerpferde übernachten wollen wir diese auch einmal sehen. Gleich neben dem Hotel befindet sich die Koppel. Wir rollen mit den Rädern hinein, aber Pferde sind nicht zu sehen. Ein netter Herr macht uns darauf aufmerksam, dass das Gestüt erst um zehn Uhr öffnet und es 200 Euro Strafe kostet sich ohne Ticket hier aufzuhalten.

Lipica Koppel und Gestüt

So ziehen wir ohne Pferde los. Nach kurzem Einrollen erreichen wir den ersten Berg Komos, welcher mit 600 m nur Mittelgebirgsformat hat. Oben weht ein kräftiger Wind und wir rauschen die Schotterpiste hinunter ins Tal.

Kokos Gipfel

Das Wetter zeigt sich wie in den letzten Tagen von seiner besten Seite. Wolkenlos, sonnig 20 bis 25 Grad. Heute muss ich wieder genau auf das GPS Gerät schauen um die versteckten Trails zu finden. Weinberge und kleine verschlafene Ortschaften, wechseln sich mit schmalen Pfaden durch urwaldähnliches Waldgebiet ab. Im Gebiet um Ocizla treffen wir auf zwei seltsam gekleidete Männer. Wir halten an und kommen ins Gespräch.

Höhlenforscher

Die Zwei sind Höhlenforscher und erklären uns, dass sich hier um uns herum einige interessante Höhlen befinden.

Höhleneingang

 

Die gelben Markierungen an den Bäumen zeigen den Weg zu den Höhleneingängen. Wir fahren quer durch den Wald und erreichen die erste Höhle. Ein mehr als 15 Meter tiefer Trichter mit einem Durchmesser von mehr als 30 Metern. Der kleine, heute trocken liegende Fluss verschwindet hier im Karstgestein. Die zweite Höhle ist noch interessanter – hier stürzt an regenreichen Tagen ein Wasserfall direkt vor den Höhleneingang hinunter. Helmut ließ sich  nur mit Mühe von einem Abstieg bzw. Krabbelaufstieg auf allen Vieren zum Höhleneingang abbringen. So radelten wir weiter über die trockene Karstebene. Wir treffen auf die Burg Socerb, welche markant oberhalb von Triest steht.

Burg Socerb

Von hier oben hat man einen einzigartigen Blick auf die riesige italienische Hafenstadt. Das Rad noch einige Stufen hinuntergetragen und schon geht es auf grobem, ruppigen Pfad steil bergab.

Aussicht auf Triest

Ein lautes Zischen am Hinterreifen und es war klar, ich hatte mir den zweiten Plattfuss gefahren. Nun haben wir ja schon etwas Übung und so waren wir nach nur 10 Minuten wieder startklar. Nach meinen 50 Metern ging der grobe Trail in einen angenehmen Schotterweg über. Jetzt geht es unter der riesigen Autobahnbrücke hindurch und dann steil in Richtung Berg Tinjan auf 360 m hinauf. Der Trail durch Buschwerk stets am Hang entlang und am Ende steil und grob steinig abfallend bis zum Ort Dekani.

Riesenheuschrecke

 

Eine Bar und ein Supermarkt, was braucht der Radler mehr. Im Einkaufskorb landen Sandwiches und viel Mineralwasser gegen den Flüssigkeitsverlust in der Mittagshitze. Heute ist Helmut der „Bestimmer“ – das bedeutet in der Bar gibt es für mich ein Radler, aber keinen Cappuccino. Den Capu, so wird mir versprochen gibt es später in der nächsten Bar. Locker geht es weiter bis nach Salara ein Vorort von Koper. Hier wieder über eine der Ministahbrücken direkt in den Vorgarten einer Wohnsiedlung.

Überquerung Brücke Wohnsiedlung

Dann ein knackiger Aufstieg, hoffentlich der letzte für heute.

… mal wieder Radl schultern

Wo ich auch hinsehe, kein Cafe oder eine Bar in Sicht. Dafür aber ein toller Ausblick auf die Industriehafenstadt Koper.

Aussicht auf Koper

Auf der Ebene führt der Trail über die aussichtsreiche Kante Segadici. Es eröffnet sich ein unvergesslicher Tiefblick auf den Küstenort Izola.

Ausblick

Dann  passiert was einmal passieren musste, kurz vor Sared biegt der GPS-Track rechts ab um dann steil und grob steinig bis auf die Fahrstraße nach Sared zu verlaufen. Unten angekommen – Helmut ist weg. Ein klärendes Telefonat – Helmut hat den Entwicklungszustand der Oliven begutachtet und mich aus dem Blick verloren. Nach 20 Minuten Irrfahrt waren wir wieder zusammen und es ging weiter über den Radweg D-8. Dieser verläuft teilweise auf einer ehemaligen Eisenbahnstrecke von Triest nach Kroatien. Höhepunkt ist ein mehr als 500 Meter langer Tunnel der direkt nach Portoroz führt.

Radweg durch ehemaligen Eisenbahntunnel

Wir haben das Meer jetzt endlich erreicht. An der Promenade bekomme ich den lange versprochenen Cappuccino. Adria-feeling macht sich breit. Sonnenschirmhalter soweit das Auge reicht und die typischen Hotelbunker.

Piran

Wir fahren direkt am Ufer die letzten Kilometer bis zum Ziel der Trans Slovenia – dem Tartiniplatz von Piran.

Geschafft! Auf dem Tartiniplatz von Piran

In der tiefstehenden Abendsonne zeigt sich der touristisch geprägte Ort von seiner besten Seite.

Angekommen in Piran – Helmut /Olli

Ein Viermaster unter vollen Segeln fährt durch die letzten Strahlen der untergehenden Sonne.

Viermaster in der Abendsonne

Langsam wird es dunkel wir suchen unsere Unterkunft, das einzige B&B in Piran, Miracolo Di Mare auf. 

 

Hafen Piran

 

Tag 8 – Piran –   47 km / 270 Hm (06.10.17)

 

Entgegen allen Vorhersagen regnet es heute Morgen noch nicht und das in den Bewertungen des B&B Miracolo Di Mare gelobte Frühstück wird im wunderschönen Garten serviert.

B&B Miracolo Di Mare Frühstückstisch

Neben allerlei leckeren Dingen wird auch meine Lieblingsfrucht aus diesem Urlaub, die Kaki angeboten.

Die Chefin geht von Tisch zu Tisch und bietet Früchte aus der Region an. Ich lerne eine neue rotbraune Frucht aus der Familie der Datteln kennen – die Zizulja (gespr. schischuja) auch chinesische Dattel genannt. Schmeckt fruchtig, leicht säuerlich und hat einen nussigen Biss.

Zizulja oder chinesische Dattel

Mit dem Rad möchten wir heute ein wenig die Adriaküste in Richtung Koper erkunden. Am Ende der Promenade in Piran treffen wir eine Menge Taucher, welch sich mit professionell aussehenden Fotoapparaten ins Meer stürzen. Einer der Verantwortlichen erklärt uns, dass die Taucher an einem Fotowettbewerb teilnehmen. Fünf Stunden haben sie Zeit um das beste Unterwasserbild zu schießen. Morgen bewertet dann die Juri die Bilder.

Saline bei Izola 

Wir folgen dem aussichtsreichen Weg direkt an der Küste.In der Bucht von Strunjan schauen wir lange der Arbeit der Muschelfischer zu. Die an senkrecht im Wasser hängenden Miesmuscheln werden nach einem exakten Ernteplan geerntet und dann über einem Siebrost gereinigt. Harte Handarbeit ist auch das leeren Netze.

Muschelfischer

Am schön angelegten Strand in der Nähe springen wir ins Wasser. Aber es ist Vorsicht geboten, den es schimmen große braune Quallen im Wasser und wir sind uns nicht sicher, ob es sich um eine Art Feuerqualle handelt.

… beim baden

Nach dem erfrischenden Bad geht es steil bergauf und dann über eine tückische Kurve in einen schönen Trail über. Tückisch deshalb, weil die Kurve spiegelglatt ist. Ich kann mich gerade noch abfangen, Helmut hört die Warnung nicht rechtzeitig und schon liegt er auf der Seite. Nix passiert Gott sei Dank. Vom Aussichtspunkt Marija mit dem markanten Kreuz führt der Trail auf der Höhe in Richtung Izola. In Izola erwischt uns dann der erste Regenschauer und wir flüchten in ein Cafe. Nach einer halben Stunde ist der Regen vorbei und wir nutzen den Radweg auf der ehemaligen  die Eisenbahnstrecke für die Fahrt zurück nach Portoroz. 

Das Wetter hält und so entschließen wir uns dem Radweg D-8 weiter an der Küste entlang in Richtung der slowenisch-kroatischen Grenze zu folgen.

Küste

In der großen Bucht vor der Grenze hat Slowenien die Jahrhunderte alte Salzgewinnung in den Salinen in einem Nationalpark unter Schutz gestellt. Hier wird heute noch die traditionelle Salzgewinnung praktiziert. Am späten Nachmittag gegen vier Uhr stehen vor dem Grenzübergang nach Kroatien. Jetzt heißt es umkehren und wieder zurück nach Piran. Zum Abendessen gehen wir durch die Stadt zum Fritolin Fischrestaurant. Ein Tip aus der Tripadvisor-App. Fritolin ist nicht auf den ersten Blick erkennbar. Die Sitzplätze sind vorwiegend im Freien und man bestellt per Selfservice direkt am Fenster der Küchenausgabe. Da es regnet gibt es in der kleinen Bar neben an nur vier Tische. Wir haben Glück und bekommen einen Platz. Getränke bestellt man direkt in der Bar, die Speisen neben an in der Küche. Der Fisch und die Muscheln schmecken klasse und das Preisleistungsverhältnis stimmt. Wir können das urige etwas untypische Lokal jedem der Lust auf Meeresrüchte hat uneingeschränkt weiterempfehlen. Leider ist unsere Reise hier fast zu Ende. Am nächsten Tag fahren wir mit dem Piran-Taxi zurück nach Arnoldstein.

12 Kommentare zu “Trans Slovenia – MTB

  1. Carsten

    Also jetzt habt ihr es ja tatsächlich geschafft – bin neidisch und hätte tatsächlich Lust mal wieder zu Radeln 😋viel Spaß noch und bring mir Helmut wieder heile zurück 😊viele Grüße Carsten

  2. mayer kh

    danke für die aufregenden und interessanten schilderungen und die wunderschönen aufnahmen. weiterhin kein regen, aber etwas sonne und immer „prallvolle“ reifen, sowie abends immer ein erfrischendes, kühles blondes im glas, aus dem ihrdann die luft genüsslich und verdientermaßen entweichen lassen dürft. euer begeisterter tourverfolger aus ruit!

  3. Pierre

    Hallo Olli. Wenigstens hat Helmut eine Heilsalbe dabei. Wenn ich auch etwas enttäuscht bin, dass es keine Voltaren ist, aber Rescue klingt auch viel besser 🙂 eine unfallfreie Weiterfahrt.

  4. Hannelore

    Hallo, das liest sich ja herrlich und die Bilder geben einen tollen Eindruck. Da wird man gleich etwas neidisch wenn man im Büro sitzen „darf“. Weiterhin viel Spaß, viele tolle Eindrücke und unfallfreie Tour.
    Hannelore

  5. stef

    Hallo Radler,
    liebe Grüße und ich wünsche Euch eine super schöne Tour mit möglichst wenig Regen und guten Wegen (neudeutsch: Trails), keine Stürze und keine weiteren Plattfüße (und keine Schreibfehler).
    Stef

  6. Pierre

    Hallo ihr beiden. Ich wünsch euch eine Gute und sturzfreie Zeit. Wenn es zu steil wird darf man auch einfach mal absteigen. Schöne Grüße aus dem Urlaub in den Urlaub. Lasst es euch gut gehen. Gruß Pierre

    1. mom0815 Autor des Beitrags

      Lieben Dank – der Start ist geglückt – alle Teile an Bord. Abgestiegen bin ich auch, nur war es weniger steil der Reifen dafür platt. Grüße zurück

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