Off The Beaten Track – Travelblog

Westweg – Schwarzwald Mountainbike

Schwarzwald – Westweg (Westvariante)

 

Live-View – hier sind wir aktuell

Auch bei dieser Tour haben wir einen Mitgliederbereich mit dem ein oder anderen etwas persönlicheren Bild eingerichtet –> hier geht’s zum Mitgliederbereich

 

Gallery

 

Gesamtstrecke

 

 

Übersicht

Der Schwarzwald Westweg zählt zu den deutschen Weitwanderklassikern. Mit 290 km und knapp 8000 Höhenmeter werden wir uns nicht unterfordert fühlen. Startpunkt ist die Schmuckstadt Pforzheim. Sehenswert das weltweit einzigartige Schmuckmuseum. Der im Jahr 1900 erstmals durchmarkierte Westweg führt entlang der Höhen von Enz und Murg über Mummelsee, Hornisgrinde zum Titisee und dann hinauf auf den höchsten Punkt im Schwarzwald den Feldberg.  Über die Höhen des Markgräflerland geht es in die Rheinebene zum Ziel des Westweges ins Dreiändereck nach Basel. Für den Wanderer sind 12 Etappen geplant – mit dem Mountainbike wolle wir etwas schneller sein und das Ziel in 4-5 Tagen erreichen.

 

 

Reisevorbereitung

KEINE – wir verwenden unsere gepackten Sachen von der Rothaarsteigtour. Da es auf dem Rothaarsteig ganz gut funktioniert hat möchten wir uns ohne große Vorbereitung in Tour stürzen. Pierre und ich wollen uns in Pforzheim am Bahnhof treffen. Er kommt aus Dillenburg mit dem Auto und den beiden Fahrrädern. Ich selbst reise „CO²-neutral“ mit der Bahn an. Anstatt Zelt dieses Mal die Variante „Pension“ mit etwas mehr Komfort und Erholungswert. 

 

Tag 1 – Pforzheim – Forbach  54 km / 1300 Hm (23.9.17)

 

Um 8 Uhr starte ich Pünktlich mit meinem Rollköfferchen auf den Fildern bei Stuttgart. In die Stadtbahn und ab zum Hauptbahnhof in Stuttgart, der noch oberirdisch in einer riesigen Baustelle untergehen zu scheint. Die Räder bringt ja Pierre von unserer letzten Tor dem Rothaarsteig mit. Am Bahnhof wird der Zug nach Pforzheim erst verspätet angezeigt und dann fällt er komplett aus. Zum Glück wird bei der Bahn alles perfekt koordiniert und so wird beim Alternativzug am Gleis gegenüber gleich der Halt Pforzheim gestrichen, so dass eine Verspätung von mindestens 1 Stunde entsteht. Das alles ohne Information. Ja – das Abenteuer beginnt schon mit der Anreise.

… das Abenteuer beginnt mit der Anreise

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Ende nimmt mich ein IC in Vaihingen Enz mit und hält tatsächlich auch in Pforzheim. Pierre hat mich dann direkt am Bahnhof aufgelesen und wir sind direkt zum Startpunkt des Westweges am Kupferhammer gefahren.

Pfortheim Bahnhof

Um 12:00 Uhr war dann alles verpackt und wir starten zur ersten Etappe des Westwegs. Es geht gleich richtig zur Sache, über Stufen bergauf.

Startpunkt – Westweg

Der Weg führt über den Dillweißen Stein um Pforzheim herum und schon gibt es die erste Verletzung. Das große Ritzel hat sich in Pierres Wade gebohrt.  Mal sehen wie sich das noch entwickelt.

… die erste Verletzung

Wir überqueren die Nagold und folgen dann lange einem alten Pionierweg an der Enz entlang. Der nächste Anstieg geht hinauf zum Schloss Neuenbürg. Dass Schloss scheint sehr beliebt bei Fotografen zu sein. An jeder Ecke ziehen sich die Damen um und stehen Modell. Wir müssen weiter und schauen noch kurz den Rest es Oldtimertreffens an.

Schloss Neuenbürg

Wieder unten im Ort Neuenbürg angekommen geht es anschließend jetzt richtig bergauf.

Neuenbürg

Auf der Hochebene angekommen erreichen wir den Turm – Schwanner Warte.

Schwanner Warte

Der Magen knurrt auch schon und wir beschließen in Dobel eine Pause einzulegen. 

Trail

Dobel ein kleiner auf der Schwarzwald-Hochebene mit einem offenen Restaurant. In der „Linde“ wollen wir wieder Energie tanken, doch die Selbstdarstellerin am Tisch gegenüber textet uns mit Ihren Lebensweisheiten zu. Dem öffentlichen Nahverkehr sei Dank, verlässt sie das Lokal bald um noch den Bus in Schmuckstadt Pforzheim zu erreichen. Endlich kommen wir zum Essen. Es ist schon vier Uhr und wir müssen uns beeilen um das 26 km entfernte Forbach noch vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Der Westweg kennt kein erbarmen. Auf breitem Schotterweg zieht er immer weiter bergauf. Wir erreichen das Wildgehege und Skigebiet Kaltenbronn. An einer kleinen Schutzhütte kommt der Zuckermotivator zum Einsatz – der von meinem Papa selbstgebackene Schokokuchen.

Papa’s Schokokuchen

Gut dass an dem Rastplatz noch ein paar Pfifferlingsammler pausieren, so hatten wir wenigstens ein Messer zum schneiden der Kuchenstücke.

Blick ins Murgtal

Nach einem weiteren Anstieg bis auf 980 m kommen wir zum Hochmoor am Hohlohsee. Durch das aus der letzten Eiszeit stammende Moor führt ein langer Holzbohlenpfad.

Hochmoor – Hohlohsee

Über einen kerzengeraden Weg erreichen wir den Kaiser-Wilhelm-Turm. Hinauf geklettert und schnell noch die Abendstimmung genossen und dann ging es weiter nach Forbach.

Kaiser Willhelm Turm

Etwa vier Kilometer vor Forbach steht noch ein kleiner Pavillon an einem Aussichtspunkt.

Pavillon oberhalb Forbach

Dann der vAbstieg. 600 Hm Singletrail bergab. Hier ist einiges geboten. Serpentinen, Steinstufen … Im Einbruch der Dunkelheit ist der Weg nur schwierig zu erkennen.
Die beste Story wartet aber noch auf uns. Als wir die an der Übernachtunspension ankommen.
Das gebuchte Zimmer ist bereits von einer Dame belegt und die Vermieterin ist etwas aufgelöst.

Unsere Pension in Forbach mit blauen Fensterläden

Sie bietet uns ein Bett auf dem Dachboden an. Besser wie nix denken wir und gehen erst einmal Abendessen. Zurück an unserer Unterkunft begrüßt mich die nette Frau mit den Worten „Was machm’r den mit Ihne“. Ups jetzt wirds eng. Hat Sie jetzt auch noch unsere Dachkammer weitervermietet ? Nein – alles löst sich auf, Sie hat mich ohne Radhelm in der Dunkelheit nicht erkannt. Wir beziehen unser Dachzimmer und freuen uns doch noch ein Bett in Forchheim bekommen zu haben.

 

Tag 2 – Forbach – Harkhof  66 km / 2200 Hm (24.9.17)

 

Ups – jetzt bin ich richtig fertig – viele Tragepassagen steil bergauf haben meine Kräfte aufgebraucht. DerBericht heute in Kurzform. Es gibt Wege die fordern einem einiges ab. Von Forbach (300 m üNN) geht es gleich richtig steil bergauf und der gemütliche Schotterweg endet schon nach 150 Hm.

Holzbrücke in Forbach

Warum müssen die Bäume gerade über den Weg Ihre Wurzeln verlegen und wer hat all die riesigen Steine da in den Weg geworfen. Wir erreichen den See der Schwarzenbachtalsperre und folgen einem klein Bächlein bis zu einem typischen Jägerhaus im Schwarzwald.

Jägerhaus

Der Aufstieg zum Seekopf 1001 m üNN ist nicht für Radfahrer, sondern eher etwas für Radträger und und -schieber. Dort angekommen ist erst einmal Pause. Schokokuchen, Nüsse und alles was Energie hat kommt auf den Tisch.

Pause – der erste schwere Anstieg ist geschafft

Schon ein kurzes Stück weiter erreichen wir die Badener Höhe (1002 m ÜNN) und den dort 1891 errichteten 30 m hohen Turm.

Friedrichsturm 3o m hoch und 1002 m üNN

Die Aussicht ist aufgrund des diesigen Wetters eher mager. Unser nächstes großes Etappenziel die Hornisgrinde kann aber bereits gut erkennen. Wir treffen bei der Sandgrube und bei Hundseck wieder auf Schwarzwaldhochstraße. Die guten alten Hotels und Unterkünfte sind geschlossen und verfallen langsam.

Kurhaus Sand hat die besten Tage schon gesehen

Etwas unverständlich ist, dass häufig in nächster Nähe neue Restaurant und Unterkünfte erstellt werden. Das gesamt Bild für den aufgeschlossenen Schwarzwaldtourist ist nicht stimmig und lässt einige Fragen zum häufig angepriesenen nachhaltigen Tourismus offen.

Es gibt auch dehr angenehme Wegstücke – leider sind diese nur sehr kurz

Es ist ein Uhr und wir erreichen nach 5 Stunden und 26 km erst Untersmatt – ebenfalls eine Passhöhe mit Skistation. Letzte Gelegenheit für uns noch ein warmes Mittagessen zubekommen. Langsam realisieren wir, dass unser Etappenziel noch 40 km und über 1000 Hm entfernt ist und es wieder einmal sehr knapp mit den Kräften und dem Tageslicht werden wird. Auf geht’s zur Hornisgrinde – einer sehr beliebten Hochfläche auf über 1100 m üNN mit Aussichtsturm, Windrad, Sendemast und unendlichen vielen Besuchern.

Windrad und Sendemast Hornisgrinde

Wieder ist schieben und tragen über den aussichtsreichen Aufstieg angesagt. In den Gesichtern der entgegenkommenden Wandersleute zeichnen sich mitleidige Blicke und rümpfende Nasen ab – es wird wohl an der nicht  mehr all zu frisch duftenden Kleidung liegen.

… heute war es bergauf nicht immer einfach

Letztendlich erreichen wir auch die Hornisgrinde und genießen den Ausblick in das uns zu Füßen liegende Rheintal.

Aussichtsturm Hornisgrinde

So und nun geht es auf dem gleichen stufenreichen und verblockten Weg vorbei an einem Heer von kopfschüttelnden Wanderern hinunter ins Tal zum Mummelsee. Plötzlich pfeift es aus Pierres Rad – oh je – der hintere Reifen hat ein Loch. Nach zwanzig Minuten ist der Schlauch getauscht und es kann weiter gehen. Hier trifft uns die komplette Tourimaschinerie. Vom Tretbootverleih, über den Greifautomat, weiter zum Kuckucksuhrenverkauf und unendlich viele Autos, Busse und Motorradfahrer.

Tourimagnet Mummelsee

 Alles Gründe um diesen Ort schnell hinter sich zu lassen. Wir nehmen Kurs auf die Alexanderschanze. Nur noch 30 km bis zum Ziel.

Aussicht in Richtung der Rheinebene

An der Passhöhe am Ruhestein kommen wir noch an einer kleinen Skisprungschanze vorbei.

Skischanze

Ab jetzt wird es deutlich ruhiger. Nur noch vereinzelt treffen wir auf Spaziergänger. Vom 1056 m üNN hohen Schliffkopf hat man eine beeindruckende Aussicht. Leider spielt auch hier das Wetter nicht mit.

Schliffkopf 1056 üNN

Es sind nur noch wenige Kilometer zur Alexanderschanze. Die Beine sind von den Anstiegen heute Vormittag und Mittag schwer geworden und überlegen, ob wir an der Alexanderschanze ein Quartier suchen. Dort angekommen ist die Situation sehr einfach. Das einzige Hotel ist eine Ruine. OK – es ist bereits sechs Uhr und wir haben 50 km und knapp 2000 Hm in den Beinen.

Abendstimmung

Es gibt nur eine Möglichkeit – Weiterfahrt zum Harkhof. Ein einzelner direkt am Westweg gelegener Hof in 16 Kilometer Entfernung. Das wird knapp – bei Tageslicht werden wir nicht mehr ankommen. Wir kündigen uns an und hoffen dass unser Restprogramm sich gut fahren lässt. Dies bestätigt sich, so dass wir um halbacht erschöpft, aber doch glücklich am Harkhof eintreffen.

Auch das Abendessen kann sich sehen lassen. Es gab geräucherte Forelle, Wurstsalat und Beilagen aus der eigenen Herstellung. Jetzt ist es zwölf Uhr und Zeit zum schlafen. 

 

Tag 3 – Harkhof – Wilhelmshöhe 46 km / 1870 Hm (25.9.17)

 

Die Nacht war schlecht – spät eingeschlafen und viel zu früh aufgewacht. Leckeres Frühstück mit Honig, Marmeldade, Milch, Ei und Butter alles aus der eigenen Produktion. Der Frühnebel liegt noch über den Wiesen und wir verlassen den idyllisch am Talende gelegenen Harkhof.

Frühnebel über dem Harkhof

Bis zum Zwischenziel in Hausach soll es eine gemütliche Tour mit 17 Kilometern und nur 350 Hm werden. Die Trails sind perfekt, aber es geht auch wieder kräftig bergauf.

Aussicht auf Hausach

Auf dem Brandenkopf steht wieder ein Aussichtsturm, Windrad, Sendemast und eine kleine Wirtschaft. Ich glaube wir besuchen alle Aussichtstürme des Hochschwarzwaldes.

Turm auf dem Brandkopf

Der Westweg führt über jeden noch so kleinen Hügel. Über ausgewaschene stufige und teils steile Trails geht es bergab.

Trail

Wir folgen einem Weg steil bergab der die letzten 30 Jahre nicht begangen wurde und dann auch jäh im Buschwerk endet. Nun heist es quer Feld ein aufsteigen. Es ist die Gelegenheit die neue Tragetechnik „Fahrrad auf den Schultern“ zu testen.

…leider verfahren – neue Tragetechnik

Wie der zurück auf dem richtigen Pfad erreichen wir das nach 17 Kilomtern erhoffte Hausach erst nach 26 km und mehr als 600 Hm.

Rathaus Hausach

Pierres Schuhe haben bei dem unfreiwilligen Querfeldeinausflug auch etwas gelitten und wir versuchen Ersatz zubekommen. Keine Chance – in Hausach gibt es keinen Fahrradladen oder ähnliches, aber ein tolles Cafe mit Mittagstisch.

Die Sohle von Pierres wird fixiert

Hier stärken wir uns richtig mit allem was Kalorien im vierstelligen Bereich hat. Gegen ein Uhr starten wir in Richtung Wilhelmshöhe – 1200 Hm und 20 km. Steil geht es durch den Laubwald bergauf bis wir auf 600 m Höhe den Farrenkopf mit seiner Schutzhütte erreichen.

Hütte auf dem Farrenkopf

Der Huberfelsen ist ein tolles Ding. Naturdenkmal – viel Natur zeigt sich auf dem Gipfel. Hier wurden mindestens zwei LKW-Ladungen Beton drauf gekippt und der regionale Schlosser hat sich in einem Geländer a la Titanic verwirklicht.

Huberfelsen – Naturdenkmal

Die Aussicht über den Baumwipfeln war klasse und wir ziehen nach eine Schokokuchenrast weiter zum Karlsfelsen. Immer wieder geht  es steil bergauf und das Rad muss geschultert werden. Die Tragetechnik ist im Vergleich zum Tragen und Schieben sehr komfortabel.

Tragen ist komfortabler als schieben

Wir erreichen den Karlsfelsen nach einigem auf und ab gegen halb sechs und sind froh nur noch 6 Kilometer zu unserem Ziel, der Wilhelmshöhe zu haben.

Karlsfelsen

Auf der Hochebene passieren wir die in der Abendsonne liegenden, typischen Schwarzwälder Berghöfe. Wanderer und Radfahrer begegnen wir nicht mehr. Um halb sieben erreichen wir die Wilhelmshöhe auf 1000 Hm. Ein Hotel wie ein kleines Museum mit einer sehr guten Küche und schönen Zimmern.

Etappenziel – Hotel Wilhelmshöhe

 

 

 

 

Tag 4 – Wilhelmshöhe – Villingen (Radservice) – Kalteherberge – Gasthof Kreuz 65 km / 1160 Hm (26.9.17)

 

Für heute ist eine angenehme Etappe mit ca. 1000 Hm und knapp 50 km bis nach Hinterzarten geplant. Die Morgenstunden sind die schönsten Stunden zum radeln.

Kuh auf Weide

Die Sonne löst langsam den Nebel auf und wärmt  uns ein wenig auf. Das Naturschutzgebiet Blindesee mit seinem Moor und kleinen See ist sehenswert.

Naturschutzgebiet Blindsee

Über einen Holzbolensteg geht es bis zum See. Es ist windstill und das Ufer spiegelt sich im See. Nach diesem Morgenhighlight radln wir weiter.

Auf dem Holzweg

Es taucht ein Holzschild auf – Donauquelle. Tatsächlich soll es hier zum Donauursprung gehen. Als Ingolstädter hat dieser Fluss eine besondere Bedeutung, weshalb wir uns die Quelle genauer ansehen.

Donau-Quelle

Eigentlich entspringt hier die die Breg. Die Flußkilometerzählung der Donau beginnt jedoch genau hier an der Quelle bei der Martinskapelle. Also für uns ist dies der Donauursprung, wenn gleich der Donauursprung als der Zusammenfluss von 22 kleinen Quellflüsschen aus dieser Region definiert ist.

Donau-Quelle

Plötzlich quitscht es laut aus Pierres Hinterrad. Nach einigen Kilometern stoppen wir und bauen das Hinterrrad aus. Oh je! Die schlimmste Befürchtung bewahrheitet sich. Das Radlager des Hinterades ist fest und lässt sich nur noch sehr schwer bewegen.

Die Hinterradnabe ist defekt

Also nichts wie runter vom Westweg und in der nächsten größere Stadt ein Radladen suchen. Furtwangen – 300 Höhenmeter hinunter, dann die Information – „…der letzte Radladen hat vor ein paar Wochen geschlossen“. Nächste Station ist Villingen auf 700 m üNN. Für uns bedeutet das rund 20 Kilometer  und einige Höhenmeter. Endlich angekommen in Uli Rottlers Radladen werden wir super nett vom Chef selbst bedient. Lösung: Ein neues Hinterrad plus Bremsscheibe. Nach zwei Kaffee und einer Stunde Aufenthalt machen wir uns auf den Weiterweg zurück auf den Westweg. Erst geht es wieder stetig, aber gemächlich bergauf, dann querfeldein durch den Wald und in einer rasanten Abfahrt auf der Teerstraße ins Bregtal.

Querfeldein

Von dort aus eine schier endlos ansteigende Straße über die Talsperre Lindach und viele schöne Schwarzwaldhöfe hinauf zum Sattel auf über 1000 m Höhe.

Lindachtalsperre

Dann sind es nur noch wenige Kilometer zu unserem Ziel der Kaltenherberge (ja das ist der Name der Unterkunft). Wir treffen die Westwegwanderer, welche wir heute Morgen an der Wilhelmshöhe noch verabschiedet haben. Die Verwunderung das wir erst jetzt hier auftauchen ist groß, aber erklärbar.

Auf dem Weg Gasthof Kreuz

Es ist bereits vier Uhr Mittag. Die Kalteherberge  hat Ruhetag. Die Wanderer werden aufgenommen, aber die Küche bleibt kalt. Wir beschließen noch etwas weiter zu fahren bis zum Gasthof/Hotel Kreuz.

Westweg

In sanftem angenehmen auf und ab geht es über die Hochebene in Richtung Titisee. Der Gasthof Kreuz taucht im richtigen Moment auf, denn unsere Beine sind nach den über 60 km und doch wieder deutlich über 1000 Höhenmetern müde.

Gasthof Kreuz

Zu unserer Überraschung gibt es einen erst seit August eröffneten Wellnessbereich mit Panorama Sauna und Erlebnisduschen. Genau das Richtige für den müden Radler. Auch das Abendessen – gefüllte Forellenfilets mit Blattspinat und Buttereis ist super lecker. Ja – ein erlebnisreicher Tag geht zu Ende und wir müssen uns überlegen, wie wir die letzten Etappen bis zum Ziel aufteilen. Morgen steht in jedem Fall der höchste Berg des Schwarzwaldes, der Feldberg mit 1493 m üNN auf dem Programm.    

 

Tag 5 – Gasthof Kreuz – Hinterzarten 17 km / 400 Hm (27.9.17)

 

Im Gasthof zum Kreuz gibt es das bis jetzt reichhaltigste und beste Frühstück. Wir essen reichlich, schließlich soll heute der höchste Gipfel des Schwarzwalds der Feldberg bezwungen werden. Punkt neun Uhr radln wir in Richtung Titisee los.

Schon nach wenigen Minuten wird es feucht von oben. Leicht bewölkter Himmel und doch Regen. Gott sei Dank ist dieser nicht von langer Dauer.

Heute viele Wolken

In der ersten Stunde fahren wir wunderbare Trails, nicht zu steil bergauf, aber dafür rasant hinunter.

Auf dem Weg zum Titisee

Es macht richtig Spaß und wir erreichen schon gegen 10 Uhr den Titisee. Der Ort, Ziel für die meisten weit hergereisten Schwarzwaldtouristen.

Der Titisee

So ist die Promenade gesäumt von Souvenirläden, Kuckucksuhrläden … Die Vorräte sind aufgebraucht und wir müssen uns für die bevorstehenden Etappen mit etwas Süßkram eindecken. Eine halbe Stunde Hardcore-Tourismus reicht und wir fahren weiter nach Hinterzarten es geht zackig bergauf und wir erreichen nach einer halben Stunde die Skisprungschanze von Hinterzarten. Toller Blick auf den Ort.

Blick auf Hinterzarten

Nur 23 Kilometer noch bis auf den Feldberg. Aber zuerst geht es einen schmalen Trail hinunter nach Hinterzarten. Das Gelände wird steiler und der Weg verwurzelter. Am Ende noch ein hoher Absatz und ich stehe auf dem Schotterweg. Von oben meldet Pierre einen Sturz. Dann Spurt zurück – ohje Schnittwunde am rechten Auge – dann Arzt in Hinterzarten- weiter zum Check in die Helios Klinik Titisee – Naht mit zwei Stichen und sonst alles OK – eine Nacht zur Beobachtung mit Vollpension im Klinikum.

Endstation Helios Klinik

Westweg – vorläufiges ENDE. Gute Besserung Pierre.

 

Tag 6 – Anreise zur Fortsetzung nach Titisee (27.7.18)

 

Fortsetzung folgt. Ja – endlich geht es weiter und wir können unsere 2017 begonnen Mountainbiketour auf dem Westweg fortsetzen. Der Sturz ist verheilt, der Respekt vor dem Steilhang bleibt. Für das kommende Wochenende 27. bis 29. August 2018 ist ordentliches, aber heißes Wetter vorhergesagt. Also mit dem Auto von Ingolstadt nach Titiesee, dort die Fahrräder abgestellt und dann mit dem Auto zum Zielort nach Basel. Ganz interessant ist noch zu wissen, dass man in Basel eine Parkkarte an allen Automaten des öffentlichen Nahverkehrs lösen kann. Diese berechtigt dann auf allen blau markierten Parkplätzen im Stadtgebiet zu parken (das sind die meisten Parkplätze). Wir lösen eine 2-Tageskarte (Sonntag ist frei) für umgerechnet 8,70 Euro/Tag und parken unser Auto direkt neben Bahnhof in einer Seitenstraße. Das war ja einfach. Das alles, weil aktuell nach Titisee keine Bahn fährt, sondern nur Schienenersatzverkehr (Bus) und dieser keine Räder transportiert. In Basel hat es über 32 Grad Celsius und im „hochmodernen“ ICE nicht weniger. Vom badischen Bahnhof Basel geht es mit dem ICE nach Freiburg, dann mit dem Bus nach Titisee. 

Titisee

 

Gut aufgeheizt kühlen wir uns im Titisee ab. Dann in die Fußgängerzone, in der alles was Deutschland zu bieten hat auf 100 m an die vorwiegend asiatischen Gäste verkauft wird. Kuckucksuhr, Schinken, kleine Königsschloßnachbauten, Biergarten und natürlich Brezeln. Auch der „typische“ Pinguin am Seekiosk darf nicht fehlen.

Titisee – Promenade

Aktuell in Mode ist, anstatt Badetaschen die Mehrwegtragetaschen der deutschen Discounter lässig über der Schulter gehängt auf der Promenade zu spatzieren. Am Abend noch die Jahrhundertmondfinsternis angeschaut. Für uns eine doppelte Finsternis, weil der Mond zusätzlich zum Erdschatten noch hinter den Wolken versteckt ist. Erst gegen halb elf zeigte er sich dann verfinstert durch den Kernschatten der Erde. Die Nacht verbringen wir im Hotel Rheingold.

 

Tag 7 – Hinterzarten – Wiedener Eck 38 km / 970 Hm (28.7.18)

 

Schon mit dem ersten Augenaufschlag prüft Pierre den Wetterbericht und Regenradar. Der verspricht nichts Gutes, und so kommt die Regenjacke ganz oben in den Rucksack. Der Himmel wolkenverhangen und der Feldberg der höchste Punkt auf dem Westweg versteckt sich im Grau der Regenwolken. Um halb neun radeln wir los. Nach acht Minuten, am ersten Campingplatz des Titisees machen wir die erste Zwangspause. Es schüttet wie aus Kübeln. Im leichten Nieselregen fahren wir weiter zum in Richtung Hinterzarten zum letztjährigen Ausstiegspunkt. Dort testet Pierre sein können jetzt unter verschärften Bedingungen – der Trail ist feucht und nass – alles geht gut. Weiter geht Es über einen schmalen Pfad weiter hinauf in Richtung Feldberg. Das Wetter bessert sich und die Sonne kommt heraus.

Trail zum Feldberg

Nur auf dem letzten Stück bevor man auf das Wiesenplateau des Feldbergs kommt müssen wir die Radl auf die Schultern nehmen. Am Feldberg angekommen, stürmen uns die Gondeltouris und eine steife Brise aus West entgegen.

Feldbergturm

 

Blick auf den Gipfel des Feldbergs

Die Aussicht ist etwas begrenzt durch die Wolken und so machen wir uns auf den Weg zur St. Wilhelms Hütte. Es ist jetzt halb zwölf und genau die richtige Zeit für eine hausgemachte Schwarzwälder Kirschtorte und einen Cappuccino.

Schwarzwälder Kirschtorte auf der St. Wilhelmer Hütte

Von hier aus sind es nur noch 13 km zum Wiedener Eck, wo wir in der Pension Alpenblick der Familie Beckert unsere Nacht verbringen wollen. Über herrliche schmale Trails und Schotterpiste passieren wir die Biathlonanlage am Notschrei und das ein oder andere Hochmohr.

Größte Baumliege in der Nähe vom Feldberg

Die Heidelbeersträucher hängen noch brechend voll mit Früchten. Mühelos auf schönen Pfaden erreichen wir bereits am frühen Nachmittag die Unterkunft. Eine super nette Wirtin empfängt uns und stellt uns eine perfektes Abendessen mit selbstgemachten Käse in Aussicht.

Pension Alpenblick – Wiedener Eck

Wir genießen den Ausklang der heute stressfreien und doch gar nicht so nassen Etappe bei leckerem Essen und der ein oder anderen Flasche Bier.

 

Tag 8 – Wiedener Eck – Belchen – Basel 73 km / 1700 Hm (28.8.18)

 

Wir sind im Dachzimmer der Pension Alpenblick untergebracht. Die ersten Sonnenstrahlen scheinen durch das Dachfenster auf’s Bett. Höchste Zeit um alles zusammen zu packen und den Frühstücksraum aufzusuchen. Hier ist schon alles gerichtet und perfekt gestärkt strampeln wir schon kurz vor acht die 180 Höhenmeter zum Wiedener Eck hinauf. Von dort geht es zuerst auf Schotter, dann auf schmalen Pfaden in Richtung dem zweit höchsten Berg des Schwarzwalds, dem Belchen entgegen.

Westweg

Es sind heute für das Breisgau 35°C vorausgesagt und wir sind froh im Schatten des Waldes den Aufstieg auf den Belchen in Angriff nehmen zu können. Am Anfang gut fahrbar, auf den letzten Höhenmetern bis der Wald ins begraste Hochplateau übergeht ist der schmale Wanderpfad gut fahrbar. Im Schlussteil nehmen wir das Radl auf die Schultern.

Aufstieg auf den Belchen – kurz vor dem Gipfel

Dort angekommen erwartet uns ein überwältigender Ausblick zurück auf den Feldberg. Die Räder lassen wir am Abzweig des Westweges stehen und gehen die letzten Meter über die das grasige Hochplateau zum Gipfelkreuz des Belchen (1414 m).

Belchen Gipfel

Es ist kurz nach Neun und wir sind alleine auf dem Gipfel. Das Panorama über die Rheinebene bis zu den Vogesen und zurück in den Hochschwarzwald zum Feldberg und südlich zu den leider im Dunst versunkenen Schweizer Bergen ist sehr beeindruckend. Der Belchen ist auf unserer heutigen Etappe der höchste Punkt und wir freuen uns schon auf eine rasante Abfahrt. Zurück an den Rädern passieren wir noch den die Bergstation der Belchen Seilbahn direkt am alten Belchenhaus.

Belchenhaus – Gasthof und Seilbahn

Ja die Wegbeschreibung hat nicht zuviel versprochen. Auf einem schmalen Pfad führt der Weg auf der Westseite hinunter.

Trail bergab vom Belchen

Ein kurzer Stop an der Dekan-Strohmeyer-Gedächtniskapelle und weiter geht es in Richtung Blauenturm.

Dekan-Strohmeyer-Gedächtniskapelle

Die Temperaturen ziehen jetzt richtig an und wir erreichen nach einigen Höhenmetern über heiße Schotterwege und schmale Waldpfade den Hochblauen (1165 m).
Da wo einen das Auto hinfahren kann ist richtig was los. Paraglider, Autotouristen, Motoradlfahrer und Rennradamateure alles trifft sich am Hochblauen. Ja auch wir nehmen noch die unzähligen Stufen den Turm hinauf um noch ein letztes Mal die Rundumsicht zu geniesen. Von nun an geht es noch einmal rasant bergab. Es wird wärmer und wärmer. In Kandern lädt das Nudelhüsli mit seinem schattigen Garten zu einer ausgedehnten Mittagspause ein. 

Nudelhüsli in Kandern – Mittagspause

Sehr leckere Nudelspeisen und ein netter Service – empfehlenswert. Vor uns liegen noch die letzten 27 km und ca. 500 Hm von Kandern durch das Markgräfler Land zur imposanten Burgruine Rötteln. Kurz nach Kanden führt uns der Westweg durch die verwunschene schmale Wolfsschlucht. An einigen Stellen ist es so schmal, dass ich mit meinem breiten Lenker Probleme das Rad durch die Engstelle zu bugsieren. Leider verlassen wir die schattige und kühle Schlucht und fahren in der Nachmittagssonne über Schotterwege und den Flachslandweg wieder hinauf zur Burgruine Rötteln.

Burgruine Rötteln

Die wieder aufgebaute Ruine thront über der Stadt Rötteln. Ein Besuch der Burganlage lohnt sich genauso wie der kleine Biergarten im unteren Teil der Ruine, in dem wir noch einmal kräftig auftanken.

Weinberge vor Basel

Dann geht es weiter über die letzte Anhöhe vor dem Endpunkt des Westweges in Basel. Wir überqueren die Tüllinger Höhe und haben von der Ottilien-Kirche in Obertüllingen einen direkten Blick auf unser Ziel – Basel.

Blick von der Ottilien-Kirche in Obertüllingen auf Basel

Am Fluss Wiese geht es dann direkt in die Innenstadt von Basel. Surzfrei und etwas abgekämpft erreichen gegen halb sechs das Ende des Westweges am Badischen Bahnhof von Basel.

Endpunkt des Westweges am Badischen Bahnhof Basel

 

Geschafft !!!

Überall suchen die Einwohner Abkühlung im Fluss. Mittlerweile hat es deutlich über 30°C und wir trauen unseren Augen nicht als wir die Rheinbrücke erreichen. Ein Strom von Hunderten Freiwasserbadern läst sich den glasklaren Rhein vorbei an Stadtufer von Basel hinunter treiben. Die Stadt ist bevölkert von Badehosen- und Drysackträgern.

Freiwasserschwimmer an der Rheinbrücke in Basel

In den letzten Jahren ist diese Form der Abkühlung und des Badens immer populärer geworden und so ist die Trambahnlinie, welche die Schwimmer zurück an den Startpunkt bringt gut belegt. Wir schauen uns kurz die Innenstadt an und wollen uns dann auch in den Rhein stürzen. Genial – es ist ein unglaublicher Abschluss der Westweg Mountainbiketour. Bei über 30°C nach 70 km und 1700 Hm stürzen wir uns in der kühlen Rhein und lassen uns einige hundert Meter hinunter treiben – laufen dann an der Promenade wieder hinauf und das Spiel beginnt von vorne. Erst gegen acht Uhr verlassen wir Basel wieder mit dem Auto in Richtung Ingolstadt, das wir nach Mitternacht erreichen.  Es war herrlich, wir kommen sicherlich wieder zur ein oder anderen Mountainbike Runde in den Schwarzwald zurück.
 

 

2 Kommentare zu “Westweg – Schwarzwald Mountainbike

  1. Manfred Braune

    Wie immer, schöne Bilder und interessante Kommentare. Weiterhin schönes Wetter und wenig Ritzel. LG mb

  2. kmayer

    das fängt ja gut an. aber doch noch glück gehabt und hoffentlich trotzdem einen guten dachkammer-schlaf gehabt. gute weiterfahrt mit vielen schönen erlebnissen.